Malen und Kreativarbeiten mit Bewohnern

Hallo alle zusammen,

ich würde gerne mal mit Bewohnern malen, nicht mit Buntstiften oder so, sondern richtig, mit Farben. Hab irgendwie keinen richtigen Plan wie ich das anfangen soll, Fobis diesbezüglich habe ich auch keine gefunden. Hat jemand Erfahrungen mit solchen Projekten.

Bin auch offen für unterschiediche Kreativangebote, alles nur nicht basteln wie im Kindergarten (ausschneiden, ..).

Freue mich schon auf interessante Antworten,
Kerstin

Ich vermute mal, dass es recht schwierig werden könnte, wenn du dich nicht im Vorfeld  mit den Farben und der Technik vertraut gemacht hast .
Was ich wirklich empfehlen kann, sind Guache Farben(gesprochen Guasch). Eigentlich müssten dafür Kurse in der VHS angeboten sein, wenn nicht, frage doch mal nach ob nicht ein solcher angeboten werden kann(sie sind  froh wenn ein neuer Kurs entsteht und suchen nach Dozenten)
Leider wurde mir meine Malgruppe von der Hausleitung wieder gestrichen, es hieß zu teuer.  Mit Vorbereitung und dem Aufräumen ist der Nachmittag total gefüllt.
Aber es lief sehr gut, wobei ich mich auf 4 Menschen (leichtes/mittleres Stadium) beschränkte ( das war wohl auch der Hausleitung zu wenig). Bei stark Dementen ist nur eine Einzelaktivierung für mich sinnvoll. Beispiel von einer Malstunde: (nicht der Ersten)
Ich gab nur Gelb als erste Farbe aus und reichte nach einiger Zeit Blau dazu. Da Guache Farben wässrig sind, entstehen viele Mischtöne und ein meditatives Arbeiten, wenn man es schafft wirkliche Ruhe (im Außen) einkehren zu lassen. Ich lud zum Spiel mit Farben ein, es ging nicht um eine reale Darstellung (damit knackte ich den Einwand ich kann nicht malen),  lies es aber war völlig offen was entstehen will. Bei der Farbe Gelb ging ich auf die Sonne ein, auf Licht, auf die verschiedenen Lichtqualitäten z.B am Morgen, am Abend. viel Wasser wenig Farbe, viel Farbe wenig Wasser (Morgenlieder leise beim arbeiten ganz beiläufig summen)
Bei Blau, dann auf den Himmel, das Wasser, sattes oder zartes Blau... eingehen. Wenn Gelb und Blau miteinander tanzen, kommt ein Dritter in den Bund und der ist das Grün. Am Ende der Zeit hatte jeder doch etwas gemalt das für ihn eine Bedeutung hatte (ein Tor, eine Landschaft...). Gemeinsam werden die Werke am Ende betrachtet und natürlich immer auf besondere Details eingegangen. Gefragt, was dem einzelnen besonders gut gefällt....
Mit diesem Thema habe ich einige Zeit verbracht, denn es entsteht immer etwas Neues. Wichtig ist auch  ein Betrachten aus der Entfernung, wenn es mal wieder Unzufriedenheit gab mit dem gemalten während des Arbeitens. Da konnte man dann auf wirklich gelungene Partien des Bildes eingehen und Tipps geben wo noch ein wenig nachgearbeitet werden kann. dadurch entsteht ein Prozess des Wahrnehmens und des Lernen. Allerdings ist auch die Ausrüstung nicht ganz billig, (Malbretter, Pinsel, Farben, großformatiges  gutes Papier). Wirklich lohnen tut sich es nur, wenn eine Malgruppe entstehen soll.
Aber ich lege dir ans Herzen, tue dir selber mal etwas Gutes und besuche einen Kurs.  (die Selbstpflege sollte doch auch nicht zu kurz kommen)
Grüßle Shanti

Hallo Kerstin,

ich hab neulich von einem Buch gehört, es heißt "Ausdrucksmalen für Menschen mit Demenz" von Renate Sulser. Die Autorin hat es im letzten Jahr in Zürich vorgestellt. Leider konnte ich an dem Abend nicht hingehen. Ich habe es auch nicht gelesen und kann dir nicht sagen, ob es gut ist. Vielleicht kennt es ja jemand anderst im Forum. 

Kirsipuh

Hallo Kerstin !
Ich selbst arbeite erst seit kurzem mit Demenzkranken, aber die Sozialarbeiterin in der Einrichtung führt schon seit Jahren eine Malgruppe durch. Sie arbeitet nach dem Konzept von Ute Schmidt-Hackenberg, die ja auch die 10-Minuten-Aktivierung konzipiert hat. Diese Frau hat auch ein Buch herausgegeben, das heißt "Malen mit Dementen". Sie stellt dort spezielle "einfache" Möglichkeiten für Menschen dar, die sich eben nicht lange konzentrieren können und wo trotzdem "etwas Schönes" dabei herauskommt! Ich selbst kenne das Buch nicht, aber meine Kollegin findet das Konzept gut und auch unter "Zeitnot" gut durchführbar.
Frau Schmidt-Hackenberg gibt auch Kurse.
Viel Glück,
Maggie

Hallo alle Zusammen,
danke für die vielen Anregungen und den Mut den ihr mir macht. Ich habe mir das Buch "Malen mit Dementen" besorgt und bin begeistert. Bin schon am organisieren und sehr guter Hoffnung, dass es klappt. Die Unterstützung vom Haus habe ich auf jeden Fall und ich werde von meinen "Flugversuchen" berichten. Habe jetzt übrigens mit leicht dementen Bewohnern "Handfische" aus Pappmachee (mehr aus zeitungsstreifen) hergestellt und mache daraus ein großes Wandbild. Bin schon ganz aufgeregt wie es aussieht.  Wenn es jemanden interessiert wie ich es gemacht habe, kurze Anfrage genügt.

Danke nochmal Kerstin

Hallo Ergokerstin!
Mich würde interessieren, wie das Bild aussieht und wie du es gemacht hast mit den Bewohnern.
Danke Mandy

Hallo Mandy,

das Bild ist noch nicht fertig, aber die ersten 5 Fische!! War eine tolle Arbeit und ich werde eine "Arbeitanleitung" mit Fotos fertig machen und ins Forum stellen, kann aber noch ein bißchen dauern. Im Moment bin ich noch am "Brüten" wie ich den Hintergrund gestalte, habe aber schon Ideen (Boden mit Kork, Wasser die Verpackungsfolie mit den Luftblasen). Ich habe auch noch den Vorteil, unser Haustechniker ist ein ganz toller Helfer, er erfüllt mir fast jeden Wunsch. Also, meine Voraussetzungen sind denkbar günstig.
Bis bald, Kerstin

Also zum Thema Krativarbeit...
ich gehe täglich spazieren mit meinen leuten..denn nach dem essen sollst du ruhn oder 1000 schritte tun da haben wir jede menge material gesammelt was wir am nachmittag ermal trockneten und am nächsten tag zum thema natur bilder  herstellten, da kann man absolut viel machen.

ich mache oft salzbilder o.ä.
formen aufmalen z.B blume (unbedingt dunkles papier)
mit flüssigklebe nachmalen lassen
salz drüber
salz "abkippen"
(viele kretisieren das abeiten mit lebensmitteln, da das die kriegsgeneration ist und lebensmittel wertvoll waren...ich habe nur positive erfahrungen gemacht, weil ich es immer damit begründe wie vielfälltig dinge sein könn, und schließlich benuzt man auch erbsen in taktilen einheiten)

heute habe ich knete hergestellt, da viele Bew. schon mal dinge essen darf sie natürlich nicht giftig sein, das war echt lustig...müßt ihr unbedingt mal machen. vor allem fördert es so unglaublich viel und weckt kindheitserinnerungen, das dosieren von zutaten ist auch spannend.
mein rezept:
15 Eßl. Mehl
15 Eßl Salz
2 Eßl Öl
1/4 l wasser
lebensmittelfarbe
wenns zu klebrig ist, mehr mehl!
viel spaß

noch ein klein tipp: ich stelle immer die hergestellten Dinge im Hauseingang aus (eine art ausstellung) kommt bei allen gut an

hallo kerstin
zum thema fische kann ich die noch ne idee geben..
"aquarium selbstgemacht"
material:
ein schuhkarton ohne deckel
blaue farbe
heller sand
ausgeschnittene fische und weitere meerestiere
bindfaden
muscheln

von innen und außen bemalen (blau)
auf die längsseite kippen
klebe auf boden
sand rein
dann kannst du mit löchern und einem band die fische reinhängen

sandbilder sind auch super...
kleister großzügig auf bunte pappe verteilen
hellen sand drübersteuen
muster mit finger ziehen z.B. schlangenlinien
muscheln oder seegraß sporadisch aufkleben
trocknen lassen
fertig!
gut zu verbinden mit thema wo waren sie im urlaub...
was ist es für ein gefühl barfuß im sand zu gehen...
lg