© 2011 Warner Bros. Ent.
Antrag mit Hindernissen
Das Leben meint es gut mit Lutz (Christian Ulmen) und Annette (Felicitas Woll). Sie sind glücklich verliebt, eine gemeinsame Wohnung scheint gefunden, warum jetzt nicht aufs Ganze gehen? Kurzerhand besorgt er Ringe, um Annette auf dem abendlichen Betriebsfest von Securinox einen Antrag zu machen. Bei der Werttransportfirma arbeitet Lutz als Einsatzleiter, Annette ist Polizistin und Tochter seines Chefs (Heinz Hoenig).
© 2011 Warner Bros. Ent.
Alles nur geschwindelt?
Als er ihn in einem Altenheim aufspürt, erinnert Walther sich an nichts. Diagnose: Alzheimer. Oder blufft der alte Fuchs? Auf einer improvisierten Bühne im Heim vergisst der alte Schürzenjäger und Sinatra-Imitator tatsächlich Zeilen aus „Fly me to the moon“, verwechselt Wörter, schimpft über seine "Scheiß-Alzheimer"-Erkrankung, trickst aber im nächsten Moment seinen Sohn aus, indem er vorgibt, sich eingenässt zu haben. Lutz befallen Mitleid und Selbstmitleid, scheint sein verwirrter Vater ihm doch abermals zu entgleiten. Demenz oder nicht - diese Frage hält der Film lange Zeit in der Schwebe, während Vater und Sohn einander langsam näher kommen auf der Flucht vor der Polizei und der Suche nach der Beute.
Wenig Tiefe
Hebt der Film durchaus schwungvoll an, verfranst er sich im mittleren Teil etwas, die Spannung lässt nach. Wohl auch weil man den zu flach gezeichneten Figuren nicht näherkommt. Der etwas klischiert, aber durchaus sympathisch gezeichnete schlitzohrige Vater legt zu selten seine Grandseigneur-Maske ab; Verwandlungskünstler Ulmen wiederum bleibt zu sehr der typische Ulmen, um seiner Figur Individualität und damit Glaubwürdigkeit einzuhauchen.
Kurz flirrt am Ende das Glück
Das Verdienst des Films besteht klar in dem Bemühen, die komische und manchmal absurde Seite der Demenzkrankheit herauszuarbeiten, also wie Dinosaurier von Leander Haußmann einen anderen als den erwartbar dramatischen Weg zu beschreiten, wie ihn etwa die Genreklassiker Iris oder An ihrer Seite einschlagen. Doch erreicht er schwerlich die in Altenheimen tatsächlich anzutreffenden Höhepunkte tragischer Situationskomik. Trotz vieler witziger Ideen wie etwa der Liaison Walthers mit der Altenheimchefin muss man selten laut loslachen. Was bleibt ist ein akzeptables Vater-Sohn-Drama voller Metaphern des Täuschens und Entgleitens mit einem völlig überzeichneten, aber dennoch tief bewegenden Happy-End, das in seiner grell-utopischen Naivität einen Ausdruck findet für die Sehnsucht nach einem letzten Aufblitzen absoluten Glücks vorm Vergehen.
Till Endemann (D 2009/2010): Vater Morgana. Movie Company Film & Fernseh GmbH, Hamburg. Drehbuch: Till Endemann. Kamera: Lars R. Liebold. Musik: Daniel Welbat, Stephan Gade. Produzent: Douglas Welbat. Darsteller: Christian Ulmen, Michael Gwisdek, Felicitas Woll, Marc Hosemann, Ulrike Krumbiegel, Michael Lott, Heinz Hoenig, Hans-Peter Hallwachs, Aykut Kayacik, Kyra Mladeck.