Lutz und sein Vater Walther im Verhörraum© 2011 Warner Bros. Ent.Nach "Maria, ihm schmeckt’s nicht!" und "Hochzeitspolka" bemüht sich Christian Ulmen zum dritten Mal um eine gelungene Heirat. Diesmal torpediert ein verschollener Vater das fast vollkommene Glück, als er seinen Sohn in einen Überfall hineinzieht, an den er sich plötzlich nicht mehr erinnern kann. Hat der alte Gentleman-Gauner wirklich Alzheimer oder bloß das perfekte Alibi? Am 15. Juli erscheint der Kinostreifen auf DVD und als Download.

Antrag mit Hindernissen

Das Leben meint es gut mit Lutz (Christian Ulmen) und Annette (Felicitas Woll). Sie sind glücklich verliebt, eine gemeinsame Wohnung scheint gefunden, warum jetzt nicht aufs Ganze gehen? Kurzerhand besorgt er Ringe, um Annette auf dem abendlichen Betriebsfest von Securinox einen Antrag zu machen. Bei der Werttransportfirma arbeitet Lutz als Einsatzleiter, Annette ist Polizistin und Tochter seines Chefs (Heinz Hoenig).

Lutz und Annette spielen den Überfall nach© 2011 Warner Bros. Ent.Im entscheidenden Moment steht plötzlich sein Vater Walther (Michael Gwisdek) vor ihm, wie eine Fata Morgana, und verschwindet im nächsten Augenblick - das war schon in seiner Kindheit so, wann immer er ihn brauchte. Den Heiratsantrag kann er erst einmal vergessen, auch ein zweiter Anlauf geht im allgemeinen Tumult unter. Schon tags darauf taucht der zwielichtige Vater wieder auf: Er überfällt ausgerechnet den ersten Werttransport, den Lutz nach abgelegter Prüfung als Sicherheitsmann begleiten darf, kann aber wie stets in seinem Leben abtauchen. Dafür landet Lutz in Untersuchungshaft, agierte er für die Überwachungskamera doch fast wie ein Komplize. Zufällig gelingt ihm die Flucht und er macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter, seinem Vater Walther, der ihn entlasten soll.

Alles nur geschwindelt?

Als er ihn in einem Altenheim aufspürt, erinnert Walther sich an nichts. Diagnose: Alzheimer. Oder blufft der alte Fuchs? Auf einer improvisierten Bühne im Heim vergisst der alte Schürzenjäger und Sinatra-Imitator tatsächlich Zeilen aus „Fly me to the moon“, verwechselt Wörter, schimpft über seine "Scheiß-Alzheimer"-Erkrankung, trickst aber im nächsten Moment seinen Sohn aus, indem er vorgibt, sich eingenässt zu haben. Lutz befallen Mitleid und Selbstmitleid, scheint sein verwirrter Vater ihm doch abermals zu entgleiten. Demenz oder nicht - diese Frage hält der Film lange Zeit in der Schwebe, während Vater und Sohn einander langsam näher kommen auf der Flucht vor der Polizei und der Suche nach der Beute.

Wenig Tiefe

Hebt der Film durchaus schwungvoll an, verfranst er sich im mittleren Teil etwas, die Spannung lässt nach. Wohl auch weil man den zu flach gezeichneten Figuren nicht näherkommt. Der etwas klischiert, aber durchaus sympathisch gezeichnete schlitzohrige Vater legt zu selten seine Grandseigneur-Maske ab; Verwandlungskünstler Ulmen wiederum bleibt zu sehr der typische Ulmen, um seiner Figur Individualität und damit Glaubwürdigkeit einzuhauchen.

Kurz flirrt am Ende das Glück

Das Verdienst des Films besteht klar in dem Bemühen, die komische und manchmal absurde Seite der Demenzkrankheit herauszuarbeiten, also wie Dinosaurier von Leander Haußmann einen anderen als den erwartbar dramatischen Weg zu beschreiten, wie ihn etwa die Genreklassiker Iris oder An ihrer Seite einschlagen. Doch erreicht er schwerlich die in Altenheimen tatsächlich anzutreffenden Höhepunkte tragischer Situationskomik. Trotz vieler witziger Ideen wie etwa der Liaison Walthers mit der Altenheimchefin muss man selten laut loslachen. Was bleibt ist ein akzeptables Vater-Sohn-Drama voller Metaphern des Täuschens und Entgleitens mit einem völlig überzeichneten, aber dennoch tief bewegenden Happy-End, das in seiner grell-utopischen Naivität einen Ausdruck findet für die Sehnsucht nach einem letzten Aufblitzen absoluten Glücks vorm Vergehen.

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Till Endemann (D 2009/2010): Vater Morgana. Movie Company Film & Fernseh GmbH, Hamburg. Drehbuch: Till Endemann. Kamera: Lars R. Liebold. Musik: Daniel Welbat, Stephan Gade. Produzent: Douglas Welbat. Darsteller: Christian Ulmen, Michael Gwisdek, Felicitas Woll, Marc Hosemann, Ulrike Krumbiegel, Michael Lott, Heinz Hoenig, Hans-Peter Hallwachs, Aykut Kayacik, Kyra Mladeck.

(Bild: © 2011 Warner Bros. Ent.)