Nagelpflege

  • Biene666
  • Autor
  • Offline
  • Junior Mitglied
  • Junior Mitglied
Mehr
16 Sep. 2013 18:32 #12948 von Biene666
Nagelpflege wurde erstellt von Biene666
Hallo Forum,

im Rahmen meiner Arbeit habe ich nur einen eingeschränkten Einfluss, doch ist mir aufgefallen, wie schwierig das Thema Nagelpflege für manche meiner Klienten ist.
Besonders negativ aufgefallen ist mir der Fall einer Frau, die an Chorea Huntington mit einhergehender stark fortgeschrittener Demenz erkrankt ist. Hier zeigt sich eine hohe Bewegungsamplitude insgesamt mit hoher Bewegungsabwehr bei der Nagelpflege, die jedoch dazu führt, dass der Ehemann sie dabei gelegentlich versehentlich verletzt. Obwohl ich dies sehr gravierend finde, ist mir kein besserer Ansatz gelungen. Mich würde interessieren, wie andere Einrichtungen oder auch die für die z. T. professionelle Nagelpflege zuständigen Personen damit umgehen, wenn eine Abwehrhaltung vorliegt.
Bei Kindern nutzt Ablenkung durch den Fernseher, dies nutzt in oben genanntem Fall begrenzt. Ferner wurde in Absprache mit dem Arzt eine höhere Dosierung der Medikamente ( zur Dämpfung ) am Tag der Nagelpflege vereinbart. Das Ergebnis ist nichts desto trotz suboptimal. Gibt es eine bessere Lösung???
Ich freue mich sehr über Anregungen und Mitdenker, vielleicht findet sich gemeinsam eine Lösung.

Danke Bianca

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Anzeige

  • Nadja Busch
  • Offline
  • Administrator
  • Administrator
  • Ergotherapeutin und Gedächtnistrainerin
Mehr
16 Sep. 2013 21:15 #12949 von Nadja Busch
Nadja Busch antwortete auf Nagelpflege
Hallo Bianca,
einen Solchen Fall hatte ich zum Glück noch nicht. Aber hat der Ehemann es schon mal mit der Nagelpfeile versucht? Da ist zumindest die Verletzungsgefahr nicht so hoch.

Und noch eine Nachfrage bezüglich der Hände? Wie reagiert der Patient auf Berührung und und Massagen in dem Bereich? Wenn positiv, dann könnte man ja ggf. desensibilisieren und langsam an den Gebrauch der Pfeile im Rahmen einer regelmäßigen Massage mit festgelegten Ritualen heranführen. Viellicht ist es ja primär die Angst, die sich ja bei jeder Verletzung noch weiter festigt.

Eine Chance bestünde auch im ggf. aufleben lassen alter Rituale. Hierzu müsste er Ehemann gemeinsam mit anderen Angehörigen überlegen wie die Person früher mit den Nägeln umgegangen ist. Z.B. Lackieren von Nägeln, Rituale, Herangehensweise ans schneiden, hat die Person lieber kurze/lange Nägel getragen.

Einen Punkt den du dir ebenfalls anschauen kannst, wie schneidet er die Nägel: Wo sitzt er (Daneben, Vor) und wie hält er seine Hand (von vorne wie ein Fremdkörper, Parabel zur Hand als wäre es die andere Hand der Ehefrau welche wie selbstverständlich die Hand schneidet). Viellicht gibt es ja eine Position in der, der Patienten das Akzeptieren einfacher fällt.


Liebe Grüße Nadja

PS: ich mag es auch nicht wenn mir jemand anderes die Finger-Nägel schneidet... Wer weiß wie ich reagieren würde. Und der normale Impuls in dem Moment ist wegziehen, von der Schere weg bewegen.

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Biene666
  • Autor
  • Offline
  • Junior Mitglied
  • Junior Mitglied
Mehr
17 Sep. 2013 13:02 #12950 von Biene666
Biene666 antwortete auf Nagelpflege
Hallo Nadja,

ich besuche die Klientin zweimal in der Woche und gebe jedes Mal Massage- und Sensiangebote an die Hände. Auch dabei ist eine erhöhte Abwehrhaltung zu beobachten, die mir eine Mischung aus überschießender Bewegung durch die Grunderkrankung und tatsächliche Abwehr gegen das Nagelschneiden zu sein scheint, die sich verallgemeinert hat? Ich variierte die Berührungsangebote in der Intensität und lege viel Wert darauf, dass sich die Frau nicht festgehalten dabei fühlt. Allerdings nehme ich wenig Unterschiede wahr. Gegen Herbst und Winter haben sich thermische Angebote als impulshemmend herausgestellt. Sobald jedoch an den Nägeln manipuliert wird, gleichgültig ob mit Schere, Knipser oder Nagelfeile, ist die Ruhe dahin. Immerhin wird mittlerweile eine Baby- oder Kindernagelschere verwendet. Trotzdem bin ich unzufrieden.

Leider erlebe ich den Ehepartner als relativ eingefahren im Umgang mit seiner Frau. In meiner Anwesenheit bemüht er sich um erarbeitete Handgriffe, fühlt er sich unbeobachtet, fällt er sofort in alte Muster zurück. Ich denke, hierbei macht die jahrelange Pflegenotwendigkeit oft eine Barriere im Kopf. Er will sie jedoch weiterhin zu Hause pflegen und letztlich ist er die entscheidende Person. Außerdem kann sie nach 3 Wochen Kurzzeitpflege so retardiert wieder nach Hause, dass ich nicht grundsätzlich eine umfassende Besserung erwarte. Privatpflegende haben dann doch mehr Zeit, als die angestellten Pflegenden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Ideen sind gute Ansätze, die ich noch einmal weiter verfolge, ansonsten muss ich weiter überlegen.

Danke Dir.

lg Bianca

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: EbeDe.net-Team

Über EbeDe.net

EbeDe.net ist das Portal für alle, die mit demenzkranken Menschen arbeiten. In den Foren tauschst Du Dich über Ideen für den Therapie-Alltag aus und erhältst neue Anregung. Im Blog erfährst Du über aktuelle Veranstaltungen, Aktionen, Berufsfeldpolitik, Forschung und mehr. Testberichte, Buchbesprechungen, Interviews und Grundlagen findest Du im Magazin-Bereich. Das gesamte Angebot ist kostenlos und wird ehrenamtlich betrieben.