Demenz Wohngemeinschaft

Ich arbeite seit 11.06 in einer Wg für Demenzkranke. Ich habe letztes Jahr meine Ausbildung als Ergotherapeutin abgeschlossen. Nach vielen Bewerbungen, bin ich jetzt als Altagsbegeleiterin angestellt. Im Moment sind in dieser WG 3 Bewohner( es sollen 8 werden). Ich möchte mehr "Ergoarbeit" mit einbringen. Nur fehlen mir im Moment noch Ideen und manchmal auch die Zeit. Vielleicht kann mir jemand helfen, der auch in so einer Einrichtung arbeitet. Mich würde auch interessieren wie es dort so abläuft z. B. Tagesablauf, Pflegeplan, Konzept,...)
Liebe Grüße, Conny  ???

Hallo Conny
Wie wäre es denn wenn du jeden Vormittag eine bestimmte Themengruppe anbieten würdest z.B. Wäsche - kochen- wochenende bewegen- oder so etwas auch das gemeinsame Mittagessen -tischdecken etwas zu trinken eingießen und trinken usw. wäre ja schon eine Gruppe kommt ja auch immer darauf an wie "fit "die Bewohner noch sind.
Auch an die früheren Interessen läßt sich gut anknüpfen
Frage doch einfach einmal wie es früher so war im Haushalt im Beruf in der Freuzeit ,
Grüß Rosi

Hallo Conny,

gemauso wie Du habe ich im letzten Jahr meine Ausblildung abgeschlossen und arbeite jetzt für 25 Stunden in einer Dementen-WG (seit Januar). Wir haben jetzt Rezepte für die Bewohner geholt und ich kann nebenbei sie auf Rezept ergotherapeutisch versorgen. Da sie Einzeltherapie verschrieben bekommen haben, probiere ich gerade verschiedenes aus, was in der Wohngruppe durch die anderen Mitarbeiter (Altenpfleger, Sozialpädagogin) noch nicht abgedeckt wird. Kochen, Singen, Ballspiel, Spaziergänge werden so schon häufig gemacht.

Ich möchte jetzt eine Gymnastikstunde anbieten, eine Bewohnerin singt viel und ist lieber in der Gruppe, deswegen habe ich mit ihr im Wohnzimmer Gedächtnistraining bzw. Ratespiele gemacht, gesungen und versuche ihr Sinneserfahrungen zu vermitteln, da sie nicht mehr gut sehen kann. Da beziehe ich die anderen mit ein. Bei uns ist nur eine Person bettlägerig, die anderen sind auch sehr unterschiedlich betroffen und alt.

Ich arbeite in Hamburg- und Du?
Vielleicht können wir uns austauschen, das würde mich freuen!

Viele Grüße,
Anne

Hallo Anne, hallo Conny,

ich stelle mir die Arbeit als Ergo in einer WG für Demente sehr effektiv und interessant vor. Da die Bewohner nicht in einem riesigen Pflegeheim mit über 100 Bewohnern leben, fühlen sie sich wahrscheinlich nicht  so schnell in der Masse verloren. In einer WG kann man dann auf jeden einzelnen individuell und intensiv ergotherapeutisch eingehen. Das finde ich sehr schön. Ich stelle mir vor, dass aufgrund der kleinen Gruppe der soziale Zusammenhalt auch verstärkt ist. Die Bewohner, die noch hauswirtschaftliche Tätigkeiten durchführen können, helfen dann den anderen dementeren Bewohnern, die sich wiederum durch die fitteren Bewohner zum Tätigsein motivieren lassen.
Da Dementen-WG's ja laut den Medien auch sehr im Kommen sind, hätten wir diese Art Einrichtungen in unsere Umfrage auf der Startseite mit aufnehmen sollen.

@Anne: Die Demenzexpertin und Buchautorin Gudrun Schaade (wurde schon mehrmals auf dieser Website genannt) hat eine Demenz-Arbeitsgruppe in Hamburg ins Leben gerufen. Die Ergotherapeuten treffen sich regelmäßig in unterschiedlichen Einrichtung in Hamburg zum Austausch über Ergotherapie bei Demenz. Ich werde im August das erste mal an einem Treffen teilnehmen. Falls du Interesse hast auch mitzumachen, kann ich Frau Schaade Fragen. Deine Teilname ist ganz bestimmt kein Problem.

Viele Grüße, Johanna 

Anne schrieb: Ich möchte jetzt eine Gymnastikstunde anbieten, eine Bewohnerin singt viel und ist lieber in der Gruppe, deswegen habe ich mit ihr im Wohnzimmer Gedächtnistraining bzw. Ratespiele gemacht, gesungen und versuche ihr Sinneserfahrungen zu vermitteln, da sie nicht mehr gut sehen kann. Da beziehe ich die anderen mit ein.

Hallo Anne,
Ich kann dir an dieser Stelle das Aktivierungskonzept SimA-P für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sehr empfehlen. Es ist wissenschaftlich untersucht und für die Therapie demenziell erkrankter Menschen sehr gut geeignet. Wenn du mehr dazu wissen möchtest schaue einfach hier: www.sima-akademie.de/index.php?t ... path=simap

Liebe Grüße
Die Ergomaus

Hallo Anne

Ich würde mich auch freuen wenn wir uns austauschen könnten. Das Problem bei mir: ich bin nicht also Ergo angestellt, sondern als Altagsbegleiterin. Das heißt für mich das ich auch noch andere Aufgaben habe,z.B Wäsche waschen, Zubereitung von Mahlzeiten usw. Ich arbeite im Dreischichtsystem (40 Stunden). Bist du richtig als Ergo angestellt? Natürlich habe ich auch Zeit für Beschäftigungen nur ist es sehr schwer unsere Bewohner zu motivieren. Hast du da einen Tipp??
Liebe Grüße Conny

Hallo Conny,

ich hab vielleicht einen Tipp, wie du die Bewohner motivieren kannst:

Demente kann man ja prima über die Emotionalität ansprechen, was man sich durchaus zunutze machen. Z.B. so:

Trete bewusst theatralisch auf und versuche, durch Körperhaltung, Mimik und Gestik sowie der Sprache möglichst verzweifelt auszusehen:
"Wie soll ich das nur allein schaffen? (Hand greift zur Stirn , dabei seufzen,...)
"Immer bleib alles an mir hängen!"
"Was ist, wenn ich das nicht hinkriege...!"
u.s.w.

Auf diese Weise weckst du das Interesse der Bewohner und ich wette mit dir, dass sich jemand spontan bereiterklärt, dir "hilfsbedürftiger Person" unter die Arme zu greifen.
Wenn du dann noch erwiderst "Vielen Dank, ich wüsste nicht, was ich ohne Sie machen würde!" ist der Drops eh schon gelutscht! 

Oft hilft es auch, wenn man anbietet, dass zugeschaut werden kann "damit Sie hier nicht so allein sind!" 
Oder ich sage "Haben Sie Lust, sich zu uns zu gesellen? Wir wollen von früher erzählen!" und da das bekanntlich die meisten sehr gern mögen sind sie gern bereit mitzukommen.
Und wenn sie erst mal am Tisch sitzen, kann man sie meist problemlos mit einbeziehen, indem ich zwar am Anfang etwas von früher erzähle, aber dann unauffällig zur eigentlichen Aktivität überleite.

Liebe Grüße,
Cassio

Hallo an Alle,
melde mich aus meiner Kur zurück und habe gerade mit Interesse die neuen Nachrichten über Wohngemeinschaften für Demenzkranke gelesen. Ich kann Cassiopeia in ihren Ausführungen nur unterstützen. Genauso mache ich es auch, wenn ich Interesse wecken will. Man muss ganz stark übertreiben, dann findet man auch die Aufmerksamkeit. Außerdem spreche ich jeden mit dem Namen an und wiederhole mich auch immer, damit auch diejenigen wach werden, die gerade abzutriften drohen.

Wenn ich z.B. ein Märchen (meist von Br. Grimm) vorlese oder besser noch erzähle, dann mache ich das, als würde ich einen spannenden Krimi erzählen und sie sind dann auch ganz entsetzt, was das z.B. der böse Wolf mit dem Rotkäppchen macht. Ich lasse die bekannten, sich wiederholenden Texte, wie Großmutter, warum hast ein so großen Maul?, von den Bewohnern sprechen. Dadurch erhalte ich mehr Aufmerksamkeit.

Was auch immer gerne gemacht wird, ist Sprichwörter und Redensarten-Raten. Ich sage die 1. Hälfte des Satzes und man ergänzt die zweite Hälfte. Liedersingen muss auch jeden Tag sein. Außerdem habe ich eine Klappmaul-Puppe, den Fritz, ein vorlautes Kind, mit dem sich alle gerne unterhalten.

Hi. Ich habe eine Frage? Was könnte mal als Orientierungshilfe an eine WCtür hängen? Soll auch von den Bewohnern selbst hergestellt werden.
Wäre super wenn mir jemand helfen kann!!!!
Liebe Grüße Conny