Geschlechtsspezifische Betreuung

Hallo,
ich bin 44 Jahre alt, männlich und arbeite als beruflicher Quereinsteiger nach einer Weiterbildung seid Sommer des vorigen Jahres als Betreuungskraft nach § 87 b SGB XI in einem Alten- und Pflegeheim, hatte aber im näheren und ferneren Verwandenkreis bereits Erfahrungen mit Demenz (3 Jahre häusliche Pflege) und Apallischen Syndrom gesammelt.
 
In unserem Heim erfolgt die Betreuung biographieabhängig und geschlechtsspezifisch. Als männliche Betreuungskraft obliegt mir auch im besonderem die Betreuung unserer männlichen Bewohner mit Einstufung zur eingeschränkten Altagskompetenz. Zur Betreuung von Frauen finden sich in Literatur und www unzählige Anregungen, auch ist es aufgrund ihrer längeren körperlich aktiveren Zeit(Haushalt) viel leichter sie zu Aktivierungen zu motivieren.
Bei Männern sieht dies jedoch anders aus, hier ist die Bereitschaft über Angebote wie Männerstamtische in den unterschiedlichsten Variationen hinaus schon stark eingeschränkt. Einfache handwerkliche Arbeiten wie Nägel einschlagen, Holz sägen, abschleifen usw. werden zwar begeistert angenommen und durchgeführt, doch bei Bewohnern mit beginnender Demenz fehlt hierbei unter Umständen das „Erfolgserlebnis“ und sie sind im Wiederholungsfalle schwer motivierbar. Anspruchsvollere handwerkliche Tätigkeiten wie das Bauen von Vogelhäusern u.ä. benötigen bei den einzelnen Arbeitsschritten(Anreißen, Aussägen usw.) damit die verschiedenen Teile später zusammenpassen ein gewisses Maß an Genauigkeit und erfordern unter Umständen Hilfestellung von mir, was wiederum demotivierend wirken kann, denn welcher Mann möchte sich schon helfen lassen...
Hier schließt sich der Kreis.
 
Durch diese Erfahrungen bin ich vom Gruppenangebot eher zur Einzelbetreuung übergegangen, hierbei bleibt aber wiederum das soziale Zusammenführen auf der Strecke und so bin ich weiterhin auf der Suche von weiteren Lösungen.
 
Auf der Suche nach Anregungen zur geschlechtsspezifischen Betreuung von männlichen Bewohnern bin ich auf dieses interessante Forum gestoßen und erhoffe mir von den Fachleuten hier vielleicht einige hilfreiche Tipps. Zur Durchführbarkeit gemäß den gegebenen Möglichkeiten vor Ort im Zusammenhang mit den jeweiligen Biographien der Bewohner muss dann der eigene Weg gefunden werden.
 
Vielen Dank.
 
Herzliche Grüße
Anser

Hallo Anser,

zum Glück waren ja die meisten Handwerker da es anders nicht möglich gewesen wäre über die Runden zu kommen.

Beschäftigungen für mobile Männer: Wir haben im Gang des offenen beschützenden Bereiches immer 2 Besen stehen, womit die Männer wie zu Hause auch den "Hof" kehren können.

Weitere Vorschläge wären Frisbeewerfen, Dosenwerfen, Kickertisch, Kartenspiele 66/Skat/Schafkopf.

Dann habe ich noch ein paar Ideen aus einer Zeitschrift:

1.Tipp: Eisenbahnen interessieren die meisten Männer dieser Generation:
Versuchen Sie, eine kleine Eisenbahn zu bekommen, die auf einem Tisch aufgebaut werden kann. Bauen Sie sie gemeinsam mit Ihrem Bewohner auf. Der fahrenden Bahn zuzuschauen macht bestimmt auch den Frauen Spaß.

2.Tipp: Viele Männer hatten einen Garten:
Legen Sie ein kleines Beet auf Ihrem Außengelände an. Die Bewirtschaftung erfolgt gemeinsam mit Ihrem demenziell veränderten Bewohner / Patienten, z.B. im Rahmen der zusätzlichen Betreuungsleistungen nach § 87b Sozialgesetzbuch (SGB).

3.Tipp: Ein beliebtes Männerhobby: Münzen- oder Briefmarkensammeln:
Legen Sie ein Einsteckalbum mit Briefmarken, Album und Pinzette bereit. Abgestempelte Briefmarken aus aller Welt gibt es preiswert z.B. in Kaufhäusern oder im Internet. Sie können auch im Haus die Briefmarken Ihrer Korrespondenz sammeln und diese gemeinsam mit dem Bewohner / Patienten im Wasserbad ablösen.

4.Tipp: Für Männer sind Fußballspiele und andere Sportveranstaltungen im Fernsehen eine beliebte Freizeitaktivität:
Versuchen Sie herauszufinden, welcher Fußballverein der Favorit Ihres demenziell veränderten Pflegekunden war und was für ihn zu einem gemütlichen Fernsehabend gehörte.

5.Tipp: Viele Männer waren im Gesangsverein und singen gerne:
Gemeinsames Singen spricht tatsächlich fast alle Ihrer demenziell veränderten Plegekunden an, egal ob Frau oder Mann. Integrieren sie es daher mindestens 1 mal die Woche in Ihre soziale Betreuung.

6.Tipp: Kegeln Sie mit Ihren Bewohnern / Patienten:
Versuchen Sie, Kegel zu bekommen, die nicht zu bunt und kindlich aussehen.Bekleben Sie Plastikflaschen selbst und malen Sie sie an. Als Kugel dient am besten ein Ball aus Gummi oder Stoff in der Größe einer echten Kegelkugel.

Weitere Ideen findest Du im Forum für Betreuungsassistenten:
betreuungsassistent.de.vu/

Oder komme nächsten Mittwoch 20 Uhr zu uns in den Chat:
server4.webkicks.de/betreuer/

Gruß
Pegasus

Hallo,

für Männergespräche haben wir einmal die Woche einen Männerstammtisch.
Alles weiter wird, wie Pegasus schreibt, individuell geregelt. Wir haben einige Männer die singen sehr gerne, die sind in meiner Gesangsrunde ganz dicke dabei. Für andere haben wir auch einen BK nach 87b der diese Dinge dann übernimmt. Klapp eigentlich ganz gut. Mittlerweile habe ich bei unseren Männern auch ein großes Plus erworben, sodass mein Kollege und ich uns die Arbeit hier sehr gut teilen können.
Betreuung ist individuell - jeder Tag ist anders.

Liebe Grüsse
Rose53