Keine interdisziplinäre Zusammenarbeit (schlechtes Arbeitsklima)

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29 Apr. 2012 12:42 #11893 von WissensDurst
Hallo,

ich möchte einmal die Gelegenheit nutzen, um meine Ansichten/Erfahrungen anzusprechen und mich mit anderen Menschen auszutauschen, denn während meiner Praktika/Ausbildung fiel mir stets auf, dass "Demenzbetreuer" und auch andere Personengruppen (Sozialpädagogen, Sozialassistenten, FSJ/BuFDi, sozialpädagogische Assistenten...) "schlecht" gemacht wurden bzw. "noch" werden und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit "unmöglich" ist.

Die Leitung (Hausverwaltung, PDL) scheint überfordert zu sein und verweist stets auf "Gespräche" und "Absprachen". Besserung gleich Null!

Dass Lohndumping, Personalmangel und persönliche Probleme "Stress" verursachen und sich auch übertragen bzw. manche Menschen einfach "einmal" gereizt sind, mag ja menschlich und üblich sein, aber doch nicht jeden Tag und v.a. nicht im sozialen Bereich. Ich wurde dahingehend leider "belehrt" und bekam bzw. bekomme noch mit, dass sich unterschiedliche Berufsgruppen stets im Wege stehen, lästern und konkurrieren als eine gemeinsame "Zusammenarbeit" zu fördern.

Wie sind denn eure Erfahrungen und wie kann man dies "umgehen" bzw. "lösen"?

Mein Problem ist, dass ich erst 22 Jahre jung bin und fast alle Fachkräfte wesentlich älter sind. Demnach hätte ich dahingehend schon gar kein Mitspracherecht bzw. die Kompetenz und/oder Erfahrung, um etwas in den Raum zu werfen.

Bei uns läuft dies oft so ab:
Fast jede Fachkraft zieht ohne Absprache mit anderen den eigenen Plan durch und Rücksichtnahme ist unbekannt bzw. ein Fremdwort.
Werden Gesangs-,Gedächtnis- und Beschäftigungseinheiten durchgeführt, dann klappert die Hauswirtschaft "offensichtlich" mit dem Geschirr bzw. diverse Pfleger stören durch laute "Gespräche" genau in diesen Momenten.
Auch die Reinigungskräfte müssen genau "dann" durch die Gruppe gehen und "wischen" oder mit der "Leiter" stören.

Ich verstehe dies nicht wirklich, denn wenn ich jetzt im Haus xyz arbeite, den festen Ablauf kenne, dann weiß ich doch, dass man sich auch später unterhalten kann bzw. dies leise tun "könnte". Auch das Geschirr kann man dann leise "bearbeiten" oder den Zeitpunkt verschieben. Es ist ja nicht so, dass man dies nicht absprechen und/oder planen könnte, aber schon beim Versuch der Klärung scheitert man. Klopft man z.B. im Zimmer xyz an, dann wird man oftmals von Pflegekräften angefaucht.

Mir fehlt hier eben die Harmonie und Absprache.
Selbst unter Betreuungskräften gibt es kaum Absprachen.
Das Verhältnis ist wirklich schlecht.

Wie kann man solche Dinge denn angehen und verhindern?
Gerade dann, wenn man erst 22 Jahre jung ist und noch NULL "Berufserfahrung" hat, aber von der Schule dann direkt ins kalte Wasser geschmissen wird?

Auch sonst wird der "Betreuer" eher als stören empfunden und die Arbeit ist eher "UNSINN". Einmal gab es ein Problem und dort sprach eine Schwester an, dass man doch eh "nur" ein bisschen mit den Leuten spielt und es Unsinn ist. Die Pfleger würden harte Arbeit verrichten und "wir" spielen nur herum.

Zudem sei die Bezahlung ja auch so schlecht. Stundenweise eingestellt, aber dann doch ca. 7,5h pro Tag + Wochenende (natürlich auch zwei Tage frei) für 500 €.

Ich sehe dies sehr kritisch, denn dies sind alles negative Faktoren, die prof. Arbeit "erschweren". Zudem kann man davon nicht einmal leben.

Ja, ich würde mich einfach sehr über Tipps/Ratschläge freuen.

Derzeit bin ich einfach etwas traurig gestimmt, denn so ein "GEGENEINANDER" habe ich noch nie erlebt.

Danke

Thomas

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29 Apr. 2012 22:24 #11896 von Ziesel85
hallo thomas,

ich habe deinen beitag gelesen und sofort an die zeiten zu beginn meiner stelle gedacht...es war ein kampf gegen windmühlen und strukturen waren gar nicht erst vorhanden...es hat eine menge kraft, überwindung, stress, diskussionen und nerven gekostet und war harte arbeit für mich und mein team, was auch noch häufig gewechselt hat, weil viele mit der situation nicht klar kamen, aber wir haben nach über einem jahr hinbekommen uns anzunähern und zusammen zu arbeiten..es waren viele kleine schritte zb das angebot der sozialen betreuung mit der pflege für einen oder mehrere tage zu tauschen und zu sehen was der andere leistet und vielleicht auch dinge beurteilen zu können die man sonst nicht sieht...ganz wichtig sind feste strukturen und abläufe gerade als berufsanfänger...sprich mit der hauswirtschaft, der pflege und allen anderen mitarbeitern, stell deine arbeit und die arbeit der sozialen betreuung vor...lass die auszubildenden usw bei dir hospitieren, auch die chefs sollten diese möglichkeit bekommen...

ich habe gute erfahrungen damit gemacht, wenn jemand aus der sozialen betreuung in der übergabe der pflege dabei ist und auch seine beiträge zu den bewohnern, auffälligkeiten und veränderungen leistet...zusätzlich ist dokumentation die für alle mitarbeiter ersichtlich ist sehr wichtig zb ein übergabebuch führen oder intern mails mit wichtigen dingen schreiben...

mit der hauswirtschaft und der küche kannst du absprachen treffen und ihnen zb anbieten mit den bewohnern kartoffeln zu schälen oder handtücher zu falten...trau dich und probier dinge aus und wenn du merkst es geht nicht mehr oder es ändert sich nichts, such dir ne andere stelle oder bewirb dich nebenbei weiter...

sorry für den langen text, wenn du magst kannst du mir auch gern per pm schreiben

ziesel

Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von anderen. So wird dir viel Ärger erspart bleiben...

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30 Apr. 2012 17:19 #11897 von Raupe
Hallo Thomas, mir ging es ähnlich wie Ziesel -> ich erinnerte mich bei deinem Text an meine alte Stelle zurück!

Ich war damals auch Berufsanfänger und habe dann doch einige Jahre dort gearbeitet. Das Team kannte sich gegenseitig schon länger und ich war nicht nur neu sondern auch jung! Nach fast drei Jahren, als ich dort aufhörte, habe ich zurück geblickt -> ich hatte es irgendwie geschafft, für einen ganzen Teil meiner Arbeit Anerkennung zu bekommen! Aber nicht von meinen Kollegen, dass habe ich nicht erwartet -> von meinen Bewohnern! Indem die Bewohner motiviert waren gern und pünktlich auch eigenständig zur Gruppe zu kommen, habe sie es mir erleichtert, dass die Kollegen nicht "herabschauen" sondern tolerieren! Sie haben verstanden, dass jeder Mensch eigene Interessen hat und wenn die Bewohner gern kommen  und an Beschäftigungsangeboten Interesse haben, sollen sie! So entwickelte es sich, dass die Bewohner hinter mir standen, wenn Lärm war, war nicht ich zuerst diejenige, die etwas sagte, sondern die Bewohner haben sich aufgeregt -> dadurch das die Bewohner hinter mir standen, wurde mein Weg leichter!

Wenn du diese Problematik beschreibst, fallen mir viele Erinnerungen an meine Lehrzeit und auch an meine erste Arbeitsstelle ein!
Wichtig ist, dass du dich nicht unterkriegen lässt und dein Weg gehst!
Ärger dich nicht zu sehr, dass geht ganz schön an die Nerven! Das es nicht überall gleich oder "schön" ist, weiß ich! Aber ich kann aus meiner derzeitigen Erfahrung sagen, woanders kann es "besser" sein! Ich musste mir auch Anerkennung in meinem alten Unternehmen erarbeiten, aber es wurde schon besser, als wir uns besser kennenlernten!
Und nun bin ich woanders, wo meine ersten Eindrücke ganz anders sind und ich ganz anders behandelt werde!

Wenn du noch weitere Sorgen hast, tut es immer gut, sie mal rauszulassen!
Ich finde das Forum dafür sehr passend, da es viele mit ähnlichen Problemen gibt!
Also, wenn wir dir irgendwie helfen können, lass es uns wissen ;-)

Liebe Grüße 

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