Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz

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05 Juli 2007 17:05 #987 von Flickflauder
Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz wurde erstellt von Flickflauder
Ich arbeite zu 20% auf einer Demenzstation und führe nur Einzeltherapien durch (Leider keine Selbsthilfe/Esstraining-> wird von der Stationsleitung abgelehnt). Hauptsächlich mache ich kleine ADL-Sequenzen (Getränk einschenken, trinken, Apfel schneiden, etc.) nach dem Affolterkonzept oder arbeite nach den Ansätzen der Basalen Stimulation. Bewohner, welche noch in irgendeiner Weise kreativ tätig sein könnten, habe ich nicht, da die Demenz bei den meisten stark fortgeschritten ist, und die Bewohner teilweise sogar bettlägrig sind.
Frage:  ??? wer hat vorwiegend auch solches Patientenklientel, und möchte sich mit mir austauschen, oder aber noch einige Therapieanätze, Tipps geben??
Z.B. finde ich die Ideen mit den Themenkistchen sehr gut, aber bei mir wäre dies nur mit zwei Patienten möglich und auch dies nur sehr reduziert.

Schon einmal vielen Dank,
flickflauder

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05 Juli 2007 19:51 #990 von ententigger
ententigger antwortete auf Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz
Hallo Flickflauder

Arbeite zwar nicht auf einer Demenzstation, habe aber auch einige Patienten mit fortgeschrittener Demenz. Basale Stimulation finde ich total gut, aber hast du es schon mit Musik probiert? Alte Volkslieder bleiben meist sehr lange erhalten, noch länger der Rhythmus. Falls du keine Gitarre oder ein anderes Begleitinstrument spielst, probier einfach selbst alte Volkslieder anzustimmen und schau wie sie darauf reagieren. CD's mit bekannten Volskliedern sind auch gut für den Einstieg. Gemeinsam klatschen oder mit den Füßen den Rhythmus nachahmen wäre dazu möglich, so knüpfst du an das Langzeitgedächtnis an (alte Liedtexte), rufst Erinnerungen an Tänze, Feiern wach, regst den Kreislauf an, erhälst die Sprachfähigkeit, den Rhythmus, die Koordination, das Körpergefühl etc.
Trau dich einfach mal ran, man muss dafür selbst nicht super singen können, es geht ja darum die Dementen zu aktivieren.

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05 Juli 2007 20:15 #992 von Flickflauder
Flickflauder antwortete auf Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz
Da ich im Ausland arbeite, sind die mir hier gängigen Lieder nicht gerade geläufig......Und im Rhythmus klatschen, stampfen ist für die Betroffenen an welche ich speziell denke, schon zuviel. An "guten Tagen", welche einmal in 6 Monaten vorkommen, sind Mini-Teilsequenzen von basalen ADL-Leistungen vorhanden (eincremen, trinken, Gegenstand halten..), ansonten erfahre ich Wohlbefinden, oder Abneigung nur durch Mimik, Tonusveränderung, oder wenn ich Glück habe, durch Laute.

flickflauder

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05 Juli 2007 20:33 #993 von ententigger
ententigger antwortete auf Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz
Ok, dann gestalten sich meine Vorschläge natürlich als sehr schwierig. Gibt es denn Reaktionen auf die heimische Musik, auch wenn du sie selbst nicht vorsingen kannst?
In welchem Land arbeitest du denn, wenn ich fragen darf?
Wie sieht es mit Kontarkturprophylaxe bei den Bettlägerigen aus? Wäre das möglich?
Wenn die Betroffenen soweit fortgeschritten in ihrer Erkrankung sind, kannst du wahrscheinlich auch außer Mimik, gestik, Tonusveränderung keine großen Erwartungen an sie haben (was die Reaktion betrifft).
Gruß ententigger

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05 Juli 2007 22:03 #994 von Nadja Busch
Nadja Busch antwortete auf Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz
Hallo,
in der Rubrik Download und Dokumente findet ihr Folgenden interessanten "Artikel":
Abstract Fachforum "Oase" Hamburg (->Definitionen von Ergotherapie bei Demenz)
Er wurde von Gudrun Schaade verfasst und geht sehr gut auf das ein, was Ergotherapeuten/innen in dem Stadium anbieten sollten.

Viele liebe Grüße sendet Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

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06 Juli 2007 18:50 #996 von Flickflauder
Flickflauder antwortete auf Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz
Na, dann bin ich ja auf dem richtigen Weg. Ich mache sehr viel über Wahrnehmung nach dem Motto "Wo bin ich" - "Wo ist meine Umwelt"
Gerade heute habe ich ein spezielles Erlebnis dazu gehabt.
- Patientin im Endstadium, welche keinerlei Körperkontakt zulässt (schreit, schimpft, versucht sich wegzudrehen), aber eigentlich diese sucht (ständig unruhige, suchende Füsse) war heute sehr unruhig und hat viel geschrieen
- ich bin in ihr Bett, habe ihre Füsse auf meine Oberschenkel genommen, und dann hat sie sich "weggestemmt" und dabei massiv Tonus aufgebaut.
- durch diese extreme Körperspannung hat sie sich endlich auf die Weise gespürt, die ihr angenehm ist und wurde sofort ruhiger
- dann hat sie immer wieder den Kontakt reduziert, um danach wieder mit den Füssen zu suchen und sich wieder wegzustemmen...

Es war sehr eindrüklich, was "Sich spüren" für so jemanden bedeuten kann

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06 Juli 2007 19:19 #997 von Flickflauder
Flickflauder antwortete auf Therapie bei stark fortgeschrittener Demenz
Ich wohne und arbeite in der Schweiz. Schweizer Mundart ist nicht gerade einfach, jedenfalls wenn man es einigermassen deutlich aussprechen möchte. Ich rede  Mundart mit den Bewohnern (mehr schlecht als recht ;) , aber das Liedergut ist teilweise so anders und mir fremd, da sinkt meine Motivation rapide in den Keller......
Kontrakturenprophylaxe probiere ich reduziert mit reinzubringen (Lagerung, passives Durchbewegen...), aber durch Schmerzen in diversen Gelenken (Rheuma, Arthrose...) ist auch das erschwert, und ich möchte  ja keine Schmerzen provozieren. Ausserdem fühlt sich die Staionsleitung dabei wieder auf den Schlips getreten und blockt mich ab, also meine Zusammenarbeit mit der Pflege ist wirklich spitze!!! ::)

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14 Aug. 2007 10:11 #1135 von Kaddi
Hallo,

also ich arbeite auch auf ner reinen Dementenstation.
das mit der Musik klappt bei mir auch super habe z.B eine Bewohnerin die bekommt keine Sätze mehr gebaut und redet immer das Hauptwort nach, was ihr wichtig erscheint welches grade in den Raum "geschmissen" wurde.
und wenn ich dann eine Musikrunde mache singt sie die Texte richtig gut.
Was auch gut klappt sind Rhytmusspiele nicht unbedingt mit Musikinstrumenten auch so durch Klatschen was ich vorgebe oder maschieren
ich finde es auch immer sehr schwer habe 15 Bewohner die schon ziemlich weit fortgeschritten sind alle unter einen Hut zu bekommen ist wirklich schwer, Einzeltherapie geht nicht weil alle beschäftigt werden müssen und man eigentlich nur Kreisbeschäftigung machen kann, Einzeltherapie in der Gruppe hab ich auch schon probiert aber die Ablenkung ist zu groß

Vieleicht hört man ja wieder was von einander

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14 Aug. 2007 20:26 #1144 von schickie
Hallo ihr beiden,
fühle mich sehr angesprochen von Euch. Ich arbeite nur mit Dementen in einem Seniorenpflegezentrum die sich dieses als Schwerpunkt gesetzt haben. Leider habe ich nur zwei Vormittage, an denen ich Einzeltherapien durchführe. Da mache ich viel Wahrnehmung nach Affolter oder basale Stimmulation. Aber auch Erinnerungsarbeiten nach dem Biographischen Ansatz, wobei ich da wenig Erfolgserlebnisse habe.
Was lange Zeit noch gut funktioniert ist das Ball fangen duch Reflexe. Bewohner bekommen dadurch Erfolgserlebnisse ( das funktioniert ja noch) und durch Kindheitserinnerungen macht es ihnen meist auch viel Spaß. Ansonsten arbeite ich auch sehr viel mit Musik.
Mit einem Bewohhner der sehr stark betroffen ist funktioniert das sehr gut. Ich gebe ihm ersmal einen großen pezziball in die Hand, die kleinen nimmt er garnich wahr. Ich führe seine Hände, damit er merkt, aha rund, und dann werfe ich ihm diesen zu. Und- er fängt ihn (bei kleinen Bällen kommt garkeine Reaktion mehr).  Wenn ich dann später den kleinen Ball einsetze habe ich manchmal Glück, dasss er diesen auch fängt. Aber manchmal bin ich auch frustriert, wenn so keine Reaktionen kommen, nicht mal Tonusminderung.
Gruß schickie

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16 Aug. 2007 17:34 #1150 von robins
Im Tageszentrum am Geyersberg kann man CD s instrumental sowohl auch mit Gesang bestellen.Es wird altengerecht langsam gesungen und hat den Vorteil, dass man auch ohne Gesangstalent mit den BW singen kann.Ich habe diese einmal für die Azubis bestellt, da niemand mehr Volkslieder so recht kennt.Inzwischen arbeiten auch unsere Ehrenamtlichen damit

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