Reaktion = 0

Hallo in die Runde,

ich finde es schön, dass man hier Gelegenheit hat seine Blockaden anzusprechen und Ideen von anderen zu sammeln. Hier noch ein Beispiel aus meiner Arbeit:

Ich habe einen neuen Patienten, männlich, dement. Er sitzt im Rollstuhl kann aber zeitweise sich sehr langsam tippelnt fortbewegen. Generell ist er extrem verlangsamt. Sprechen ist nicht mehr möglich.
Ich komme nicht an ihn heran. Er nimmt keinen Blickkontakt auf, höchstens mal kurz und flüchtig. Hören und Verstehen kann er wohl, aber er reagiert einfach nicht auf einfache Fragen von mir. Er zeigt auch sonst keine Regung bei Fragen.
Ich weiß, dass er leidenschaftlicher Rennradsportler war - und ich habe von mir Rennradkleidung mitgehabt. Leider war die Reaktion ganz anders als erhofft. Er zog die Stirn kraus, wirkte böse, hatte Tränen in den Augen - und schaute mich danach garnicht mehr an. Ich kam nicht mehr an ihn heran... Ich habe dann früher abgebrochen, weil ich den Tag nicht noch schlimmer machen wollte, aber ich steh jetzt mächtig auf den Schlauch... denn negative Erinnerungen oder Emotionen zu wecken, ist nicht mein Ziel... und nu?

Gruß sonja

Ich denke, Deine Idee war trotzdem gut, denn Du hast ja versucht etwas zu finden, was aus seiner Biographie heraus eigentlich positiv besetzt war. Dass es nun so eine Reaktion gegeben hat kann einfach immer passieren und belegt mal wieder, dass wir nur bis zu einem ganz kleinen Teil wirklich vorher wissen, was für unsere Pat. gut ist....
Und Du hast erfahren, dass er Dich, beziehungsweise Reize aus seiner Umwelt wahrnimmt, zumindest war dies deutlich. Vielleicht trauert er seiner aktiven Zeit hinterher, oder hatte früher Streit mit seiner Frau deswegen, Wir wissen es eben nicht!
Natürlich wolltest Du und sollten wir auch nicht absichtlich in wunden Punkten herumstochern - klar, trotzdem: auch Wut, Trauer und all die anderen scheinbar negativen Emotionen gehören zum Leben und auch zu unserer Arbeit mit Menschen, auch wenn uns die netten fröhlichen besser gefallen.... Dies aushalten zu können trennt die Spreu vom Weizen.
Nimm ihn auch mit seinem "bösen Blick" an, er darf auch etwas total doof finden, wie wir übrigens auch! Vielleicht kannst Du es ja aushalten, ihm Zeit zu geben? spazieren gehen, Singen, falls er es mag, oder "männliche" Sachen machen, Fussballartikel vorlesen, Rolli-Kicken..
Lass Dich nicht entmutigen, sowas passiert und wir können daraus lernen, auch wenns sich nicht so doll anfühlt..
Liebe Grüße, Barbara

Hallo Barbara,

Danke für deine Antwort.
Du hast schon recht, dass eine emotionale Reaktion auch schon ein Erfolg ist, lieber wäre mir eine Positive, ganz klar.
Ich denke bei ihm brauche ich einfach viel Zeit um Zugang zu bekommen... Ich kann ja erzählen wie er mich nächste Woche wahrnimmt - oder wieder ignoriert..

Gruß
Sonja

hallo !
ich hatte mal einen Bewohner der mich an deinen erinnert. meiner war allerdings noch zur kommunikation fähig verweigerte diese auch. viele dinge probierte ich aus, bis ich ihn bat eine alte Fahrrad klimgel zusammen zu schrauben. darauf reagierte sehr genervt schraubte diese zusammen und meinte heute wär halt alles nur schrott. ein paar tage später brachte ich eine vorderlampe mit. ich fing an zu fragen ob er diese ebenfalls reparieren konnte, das nächste mal ein hinterlicht. so kamen wir immer mehr ins Gespräch. er erzählte das ein rad gut gepflegt werden müsse und er gerne in der natur war.
so gab mir sein sahn des vaters rad und er wienerte es und fing dann an glücksehlig zu flöten. nachher dann habe ich auch mit naturgerüchen geasrbeitet damit er die frische luft atmen konnte und ich besorgte einige Plastikblumen( gefahr des essens. so wurde er immer offener und beteildigte sich nach ca. 4 Monaten auch ab und zu an einem Gruppenangebot.
mich nannte er meistens seinen Jungen

Hallöchen Dirk,
Danke für deine Antwort. Das klingt sehr erfolgreich bei dir. Einen ähnlichen Patienten der schweigen WOLLTE hab ich auch.
Aber der andere Herr, ist wohl aufgrund seiner Demenz so still.
Ich habe jetzt die Vermutung, dass er mit dem ganzen Fahrrad-Kram eigentlich nichts mehr anfangen kann - und in seiner Erinnerung noch weiter zurück gegangen ist. Oder das die einzige Erinnerung die soetwas weckt, der bittere Nachgeschmack längst-vergangener, fitter Tage ist.
So Gegenstände wie Fahrradlampe o.ä. werd ich wohl trotzdem nochmal versuchen, einfach um eine Aktivität hervorzulocken, denn er sitzt meistens nur da und hält seine Hände.
Und ich habe vor, in seinem Beisein seine Pokale zu putzen. 1. haben die es bitter nötig, und vielleicht sammel ich damit einige Pluspunkte bei ihm.
Aber insgesamt werden wir wohl ne ganze Weile brauchen um warm zu werden...

Gruß Sonja

hatte ich auch mal.

Eine Bwerin die nichts sprach.  dann meinte ich, können sie mir nicht wenigstens sagen, lassen sie mich in ruhe, dann weiß ich bescheid.

ich war kurz vorm gehen, war fast aus der tür raus, da kam leise hinter mir: warum? interessiert doch eh keinen.


genauso wie mir auffiel das jeder kurz an ner tür anklopft und reinschreitet. Anstatt abzuwarten bis ein herrein kommt.

warumm sollten sie herein rufen, kommen doch eh und meist sien die kopfenden zur tür gerichtet.

Mal ne kurze Idee die mir bei lesen gekommen ist:

Du kennst doch solche Radfahrdinger..mit fällt der name nicht ein..so was, wo man die Füßen rein tut und dann treten kann. Eventuell kannst du sowas besogen und mal vor ihn stellen. Kann natürl auch negative gefühle herbei führen. Aber viell stört es ihn ja, das er nicht mehr so kann wie früher und sich kaum bewegen kann..somit hätte er eine Tätigkeit die ihm bekannt istund er kann sich damit identifizieren.

LG, Sarah

Hallöchen Sarah,

daran habe ich auch schon gedacht. Meine Eltern haben so ein Teil zu Hause, ich werde es mir ausleihen, wenn ich mal wieder da bin. Allerdings hab ich mich nach der Kleidungs-Katastrophe schon gefragt, ob ich da nicht wieder einen Schritt zu schnell bin...
Ich bin am Ausprobieren mit ihm, aber irgendwann macht es keinen großen Sinn mehr, leider, denn kein Arzt wird dafür auf Dauer Rezepte ausstellen...

mh, das versteh ich.auf rezept ist es natürlich.aber vielleicht geht es dann nicht anders. du kannst s´dich ja auch in seinen sichtbereich setzen und selber das ding fahren.mal sehen obs ihn interessiert und wie er reagiert..eventuell ihn dann darauf ansprechen.befor du kein rezept mehr bekommst...ein versuch ist es wert würd ich sagen.

Hallöchen nochmal,

DAS ist echt eine gute Idee - es selbst auszuprobieren... In der Schiene fahre ich ja momentan sowieso, dass ich mich in seinem "Greifraum" mit Sachen beschäftige, die ihn interessieren könnten... Letztens habe ich seine Fahrradpokale geputzt... aber er schaut bei allem sehr kritisch und reagiert auf Nachfrage nicht...