Suche Ideen für meine stark sehbehinderten und Blinden Heimbewohner

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18 Juni 2008 17:06 #3925 von talie
Hallo Ihr Lieben,
ich finde diese Seite echt super habe schon so viele tolle Dinge gelesen. Ich arbeite in einer Einrichtung wo auch Demenz ein großes Thema ist aber die zusätzliche Kombi ist, es ist ein Alten-und Pflegeheim die sich auf stark sehbehinderte und blinde Menschen spezialisiert haben und die Arbeit dort macht mir super viel Spaß.
Von Quarkspeise anrühren bis Blumenkästen bepflanzen oder Musikstunde und Gedächnistraining habe ich schon einiges umgesetzt, aber  leider fehlen mir zur Zeit die Ideen.
Hey vielleicht habt ihr ja ein paar Tips.
Wäre echt super im vorraus schon mal Dankeschön.
Gruß TALIE

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20 Juni 2008 10:25 #3953 von rosi niels
Hallo Talie
Ich arbeite zwar nicht mit blinden Bewohnern, aber mit Demenzkranken.
Die spielen sehr gerne ein abgewandeltes Mensch-ärgere-Dich-nicht.
Ich habe ein Brett gebaut mit extra großen Figuren und Vertiefungen in die die Spielfiguren gut hineinpassen. Für Blinde BW könnte man die Köpfe unterschiedlich gestalten, so daß die richtige Figur ertastbar wird.
Für meine Figuren habe ich zwei unterschiedlich große Holzkugeln mit Hlfe eines Holzdübels aufeinandergesetzt. Als Fuß dient ein Holzring  - angemalt und fertig. jetzt haben wir schön große Figuren (ca 5cm hoch und oben ca. 2cm breit) und es macht den BW viel Spaß.  Habe jetzt extra noch ein Brett für 6 Mitspieler hergestellt, damit nicht immer zwei BW nicht mitspielen können. Den 6 von 10 BW spielen sehr gerne mit die anderen amüsieren sich auch und geben ihre Kommentare zum Spielgeschehen ab, so daß wir einmal wöchentlich in der Spielerunde sehr viel Spaß haben.
Ich habe festgestellt das es außer kognitiven Fähigkeiten auch die Kommunikation fördert. Es wird sich auch lebhaft ausgetauscht wie früher die Spielregeln waren und welche Unterschiede es gab. Heute gibt es KEIN Rausschmeissen und im Häuschen darf auch übersprungen werden
Hoffe Dir eine Anregung gegeben zu haben
Gruß Rosi  ;D

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23 Juni 2008 20:36 #3965 von Maia
Hallöchen,

was ich bei Sehbehinderten gerne einsetze, sind diverse Tastspiele bzw. -aufgaben:

Ein selbst genähter Stoffsack
gefüllt mit diversen Gegenständen. Die BW greifen hinein und raten   tastend, was sich alles darin befindet. Der Inhalt kann natürlich unter einen thematischen Schwerpunkt gestellt werden und so im Rahmen eines themenbezogenen Gedächtnistrainings oder Gesprächskreises eingebaut werden.
- Holzformen hineingeben oder Bauklötze, wobei immer zwei gleich sind, TN ertasten die Paare.
- den kleinsten und den größten Gegenstand (z.B. Knopf) ertasten und herausholen.

- Holzbuchstaben hineingeben oder Holzzahlen, das ertastete Teil benennen und dann herausnehmen, damit andere es überprüfen können.

Eine weitere Möglichkeit, die ich in einem ganzheitl. Gedächtnistraining einbaue und die den BW meist Spass macht, das ist das Einschätzen von Maßen: (Gewichte, Größen)
- Ich lasse eine Schnur oder einen Stab herumgehen und die TN erraten, wie lang sie ist.
- Einen Gegenstand oder ein Gewicht, wenn vorhanden, und ich lasse dessen Gewicht erraten.
- Eine Ansichtskarte oder einen größeren Knopf und ich lasse  nach Einsammeln der Karten deren Größe auf einem Papier nachzeichnen oder TN, die das nicht mehr können, schätzen einfach mündlich oder mit den Handmaß Durchmesser und Größe ein.

Eine Merk- und Imaginationsübung, die ich im Rahmen eines themenbezogenen GT gerne anwende, v.a. wenn ich die Sehbehinderung von TN berücksichtigen muss: Beim Thema "Bergwandern" sieht das so aus:
Ich gebe ein weißes Blatt herum, das z.B. ein Erinnerungsfoto einer wandernden Familie in den Fünfziger Jahren darstellen soll. Der erste TN nimmt das Blatt in die Hand und sagt, was er auf dem Bild "sieht". Z.B. eine grüne Almwiese im Vordergrund, der nächste wiederholt das, was bereits "drauf ist" auf dem Bild und fügt was Neues dazu, etwa eine Holzhütte in der rechten unteren Ecke oder zwei Kühe in der Mitte der Wiese. Natürlich haben es die letzten in der Runde besonders schwer,  alles zu erinnern, aber das geht dann eben gemeinsam.
Diese Übung ist natürlich bei einer fortgeschrittenen Einbuße der Merkfähigkeit nicht mehr möglich, aber vielleicht hast du ja auch fittere BW, die da noch mitkönnen.

Abgesehen von diesen spielerischen Möglichkeiten, baue ich bei sehbehinderten TN natürlich besonders stark auf das Erzählen, auf Biografiearbeit, wenn möglich unter Einbeziehung von konkreten, erinnerungsträchtigen Gegenständen. Stichwort: 10 Min. Aktivierung, ist hier natürlich immer gefragt.
Das sind die Ansätze, die mir im Moment spontan zum Thema "Arbeit mit Sehbehinderten" einfallen.

Vielleicht, Talie,  kannst du deinerseits etwas von deinen spezifischen Ansätzen mit blinden und sehbehinderten BW hier einbringen. Was setzt man bei euch z.B. an räumlichen Orientierungshilfen o.Ä. im Haus ein. Ich finde das Thema sehr interessant, weil man auch in einem Heim, das nicht im Besonderen auf diese Zielgruppe spezialisiert ist, ja laufend mit der Herausforderung konfrontiert ist, für diese Menschen adäquate Ansätze zu finden.
LG von Maia

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30 Juni 2008 18:38 #4001 von talie
Hallo Maia,
tja ich weiß garnicht so recht wo ich anfangen soll, erst einmal vielen Dank für Deine Tips. Ich beschreibe mal in groben Zügen vielleicht ist da ja für Dich oder Andere Leser Etwas dabei , was einen besonders interressiert.
Unsere Räumlichkeiten sind natürlich mit verschiedenen Orientierungspunkten versehen. In den Fluren befinden sich z.b Laufgeländer an den Wänden , am Ende jeweils mit kleinen Noppen versehen zur Info für den Bewohner das ein Geländer gleich endet. Die Böden sind wie in anderen Einrichtungen auch mit Lenolium ausgelegt, nur in Abschnitten wie z,b eine Abzweigung oder eine bevorstehende Treppe sind dann mit Teppichen ausgelegt. Nach diesem Prinzip sind auch die Treppen gestaltet. Namenschilder an den Zimmertüren sind mit Schriftzug und Blindenschrift versehen. An den Wänden befinden sich Bilder die plastisch hervorgehoben sind ,von den Bewohnern selbst gestaltet.
Ganz wichtig ist ein gesamt geschultest Personal, beinhaltet:
-Umgang mit den Bewohnern
-Sehendes Begleiten
- ganz wichtig! eigenes für den Bewohner klares Verhalten
-großes Augenmerk und Einhaltung auf die eigene Ordnung und die des    Bewohners
-Blindenbezifische Hilfsmittelversorgung ( gehört zu meinen Aufgabenfeld)
- Wissen über die verschiedenen Arten von Sehbehinderungen
So Maia, ich habe wirklich nur grob beschrieben, wenn Du etwas genaueres wissen möchtest, gehe ich gerne näher darauf ein. Bin jederzeit für eine Austausch zu haben.
LG TALIE

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21 Juli 2008 18:56 #4169 von Maia
Danke Talie, für deine Ausführungen. Einiges ist dabei, was man sicherlich auch in einem "normalen" Altenheim einsetzen könnte. V.a. das Wissen über die Sehbehinderungen und eine angemessene Umgangsweise und Kommunikation erscheinen mir wichtig.
LG Maia

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