Therapiepuppen

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23 Apr. 2008 17:22 #3572 von loli
Therapiepuppen wurde erstellt von loli
Hallo,

ich hab`da mal eine Frage: Wer von euch arbeitet bei dementen Bewohnern
mit Therapiepuppen?

Ich habe da überhaupt keine Erfahrungen, kann mir aber dennoch vorstellen, dass die/der eine oder andere Bewohnerin/Bewohner die Puppe/n sehr ansprechend findet.
Wenn ihr damit arbeitet, dann wie?
Mir fehlt da im Moment die rechte Fantasie zu.
Könnt ihr darüber mal berichten? Das wäre sehr nett.

Gruß aus dem Norden
loli

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23 Apr. 2008 18:28 #3573 von Jana
Jana antwortete auf Therapiepuppen
Hallo Loli!

Ich habe in meinem Praktikum die Arbeit mit der Therapiepuppe im geriatrischen Bereich kennengelernt. Grundsätzlich kann ich sagen, dass es eigentlich immer positiv angekommen ist.
Die fitteren Bewohner finden die Puppen einfach nur witzig und lachen darüber, wenn die Ergo`s damit über den Wohnbereich laufen oder sie mit in Gruppentherapien bringen.
Bei bettlägerigen Patienten habe ich die verschiedensten Sachen erlebt: z.B. Bewohner, die in der Puppe ihre Tochter "erkannt" haben und sich sehr über deren Besuch gefreut haben. Kann aber auch im Rahmen der basalen Stimulation eingesetzt werden.

Im Internet habe ich leider noch nicht viele Infos dazu gefunden. Vielleicht hat hier noch jemand einen Tipp??!! Denn auch für mich kommt die Arbeit mit Therapiepuppen in Zukunft in Frage.

Liebe Grüße!
Jana

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23 Apr. 2008 19:42 #3576 von Marie
Marie antwortete auf Therapiepuppen
Hallo,
ich habe auch zwei Puppen. Einen Opa und eine Oma. Die sind auch sehr beliebt bei allen Bewohnern, ob dement oder auch nicht. Die Bewohner habe sogar die Namen selbst gegeben - Johann und Johanna. Im Alltag sitzen sie auf einem Sofa in meinem Büro. Bei Beschäftigungen sitzen sie meist bei Bewohnern auf dem Schoß.
Zu den Puppen haben sie meistens mehr Vertrauen als zu einem Menschen. Letzten erst hat ein dementer Bewohner gesagt, dass dies ihre beste Freundin ist. Und die hat schönere Ohrringe als sie selbst. Sie wollte sie dann ihr abkaufen. Nur gut, dass ich das verhindern konnrte, denn es ging die Suche nach der Geldbörse los. Also als dann Johanna wieder verschwunden war, brauchte sie auch keine Geldbörse mehr.
Gerade da johan und Johanna vom Aussehen her älter sind kommen sie bei mir gut an. Ich habe auch schon mal einen Jungen als Puppe gehabt, aber das war nicht so gut.
Ansonsten nehm ich sie immer gern mit, aber andere Erfahrungen kann ich auch nicht damit machen. Sie beruhigen die bewohner meistens, weil sie ja auch erkundet werden.
Bin sehr gespannt, ob noch jemand Erfahrungen hat.

Gruß Marika  ;D

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23 Apr. 2008 19:49 #3577 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Therapiepuppen
Hallo loli,

ich arbeite mit einer Therapiepuppe, die bei Demenzerkrankten hohen Zuspruch findet.

Meine Puppe ("Sophie") hat einen eigenen Charakter: sie ist ganz schön frech und vorlaut und überhaupt nicht auf den Mund gefallen.

Mit meiner linken Hand bewege ich den Mund, mit meiner rechten ihre rechte Hand. So kann ich - bzw. Sophie - den Bewohnern die Hand geben.

Gespräche entwickeln sich ganz spontan, ich grefe das auf, was von den Bewohnern kommt und Sophie vertieft das mit ihrer kindlich-neugierigen Art.
Bei antriebslosen Bewohnern bittet Sophie schon mal um Hilfe, z.B. beim Schuhe zubinden oder Jacke ausziehen, weil es doch "sooo warm hier ist!"
Mit einer lebendigen Mimik und Gestik der Therapiepuppe sind Lacher immer vorprogrammiert.
Ich achte dabei darauf, dass ich Sophie so auf meinen Schoß setze, dass ich  der Puppe ins Gesicht schauen kann und auch mit ihr sprechen kann. So entsteht eine Interaktion zwischen mir, der Puppe und dem Bewohner/der Gruppe, z.B. "Aber Sophie! Du kannst doch Fr. B. nicht solche Löcher in den Bauch fragen!" und Sophie quittiert meine Worte mit einem beschämten Gesichtsausdruck und dem Zeigefinger im Mund wie man es bei einem Kindergartenkind sehen kann.

Verschiedene Kleidungsstücke eignen sich prima, um eine Interaktion zwischen Therapiepuppe und Bewohner einzuleiten. Auf dem Flohmarkt findet sich passende Kleinkindermode, die dem Bewohner viel feinmotorisches Geschick abverlangen. Darüber hinaus animieren die roten langen Zöpfe zum streicheln und Zöpfe flechten.

Sophie ermutigt auch schon mal zum Trinken oder essen, indem sie es vormacht bzw. den Löffel greift und Speisen anreicht.

Bei der Gymnastik kann Sophie vormachen, wie beide Hände in die Höhe gehoben werden sollen und macht andere Bewegungen vor. Zu diesem Zweck schlüpfe ich statt mit meiner linken Hand in den Mund nun in ihre linke Hand und kann so beide Arme bewegen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in den meisten Fällen gar nicht mehr wahrgenommen werde, der Focus der Bewohner liegt vollkommen auf der Therapiepuppe. Ihr werden mitunter auch Dinge erzählt, die ich auf herkömmliche weise nicht hervorlocken könnte. Positive gefühle erleichtern die Formulierung, das merke ich im Einsatz mit der Puppe ganz besonders.
Die Puppe hat einfach einen hohen Aufforderungscharakter, animiert selbst ansonsten mutistische Bewohner zu Äußerungen und zaubert immer ein Lächeln ins Gesicht. Sie bewertet nicht sondern nimmt den Bewohner so an, wie er ist.
Orientierte Bewohner hingegen fühlen sich schlichtweg vera... oder auf Kindergartenniveau herabgesetzt, daher antworte ich nur auf interessiertes Nachfragen wenn ich mit Sophie auf dem Arm über den Wohnbereich gehe.

Neben Sophie habe ich auch einen Bär, einen Affen und einen Hund, die auch sehr gut ankommen, aber nicht so ein breites Anwendungsprektrum aufweisen. Der Hund z.B. bellt 3 verschiedene Lieder, animiert zum raten und mitsingen.

Demnächst hole ich mir noch eine männliche Therapiepuppe, die dann Handküsse verteilen und ganz Gentleman sein kann.

Liebe Grüße,
Cassiopeia

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05 Mai 2008 18:14 #3645 von Maia
Maia antwortete auf Therapiepuppen
Danke Cassio, für deine detaillierten Ausführungen! Ich selbst habe noch kaum Erfahrungen mit dem Einsatz einer
Therapiepuppe. Aber ich werde mal darüber nachdenken...
LG von Maia

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05 Mai 2008 20:15 #3647 von Sonnenschein
Sonnenschein antwortete auf Therapiepuppen
Infos gibt es auch auf der Homepage "Kumquats". Kumquats sind Therapiepuppen, die man oft auch auf Weihnachtsmärkten kaufen kann. Es gibt da auch Seminare für den Einsatz der Therapiepuppen speziell für die Arbeit mit Senioren. Alle Puppen tragen einen Namen.

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26 Jan. 2012 13:28 #11493 von nike84
nike84 antwortete auf Therapiepuppen
Wir haben keine Therapiepuppe aber eine Babypuppe...
Die kommt auch immer super an. Mein Höhepunkt war, als eine Bewohnerin die Brust ausgepackt hat, um das Baby zu stillen :-)

Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes, er ist schneller und gründlicher als ich. (Fürst Bismarck)

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