Ideen gesucht...

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06 Apr. 2007 14:36 #331 von Nadja Busch
Ideen gesucht... wurde erstellt von Nadja Busch
Liebe EbeDe-Mitglider,
nun habe ich mal eine Frage an euch:

Welche Lieder gibt es um einen Dementen Menschen zu einer Tätigkeit zu Aktivieren?

Hier die Problematik:
Ich habe zurzeit eine demente Bewohnerin, die fast durchgängig Redet und nach Aufmerksamkeit ruf. "Hallo", "Halli hallo", "Komm mal her" usw. kommen fast im Minutentakt. Zudem verdreht sie die Worte beim Sprechen, redet Sätze nicht zu Ende und zu allem worum man sie bittet sagt sie „das kann ich nicht“. Eine Anleitung über geführte Bewegungen lässt sie momentan nicht zu. Selbst durch basale Stimulation, Aktivität und Zuwendung pur ist dieses Muster kaum zu unterbrechen. Zudem ist sie, bedingt durch einen Bruch im Oberschenkel, stark Sturzgefährdet und sitzt im Rollstuhl.

Ressource:
- Singen
- Kuschelt gerne
- Sieht mich als Bezugsperson
Einen positiven Einfluss hat das gemeinsame Singen und das vorsingen von Liedern. Hierdurch gelingt z.B. das gehen kurzer Strecken.


Für das Gangtraining/ aktive gehen verwende ich das Lied: Das Wandern ist des Müllers Lust

Nun suche ich noch zu Folgenden Tätigkeiten Lieder:
- Essen
- Schlafen/ Ausruhen
- usw.

Wichtig bei der Auswahl der Lieder ist, dass es keine "Kinderlieder" wie Schlaf, Kindlein Schlaf sind. Hierbei habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie zwar zunächst einschläft, aber im Anschluss viel Aufgewühlter und unruhiger als vorher ist. Sie sucht dann ihre Mutter und ruft, zu dem bekannten Verhalten, stetig alle Menschen mit denen sie in ihrer Kindheit/ Jugend zu tun hatte.


Habt ihr Ideen?

Frohe Ostern wünscht euch
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

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06 Apr. 2007 16:48 #334 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Ideen gesucht...
Hallo Nadja,

keine leichte Situation - nicht für die Mitarbeiter und schon gar nicht für die betroffene Bewohnerin selbst!

Dieses ständige Rufen ist ein Zeichen dafür, dass die Bewohnerin ein Bedürfnis hat, welches sie aufgrund ihrer Kommunikationsprobleme nicht adäquat zum Ausdruck bringen kann.
Dieses rufen "Hallo hallo" oder "Komm mal her!" muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass jemand zu ihr kommen soll, vielleicht sind diese Sätze die wenigen Bruchstücke, die sie noch problemlos hervorbringen kann. Für diese Theorie spricht, dass sie selbst durch Zuwendung nicht von diesem Verhalten ablässt.
Jetzt heisst es herauszufinden, welches Bedürfnis sie hat. Hier ist Biografiearbeit mit Hilfe der Angehörigen angezeigt, denn manchmal sind es fehlende  Rituale, die dem Bewohner sehr wichtig sind weil sie ihm Sicherheit vermitteln, dem Pflegepersonal oftmals aber nicht bekannt sind.
Der eine braucht den allabendlichen Kakao, beim anderen müssen die Schuhe immer in der gleichen Stellung vor dem Bett stehen, ein anderer  muss zur Toilette oder fühlt sich einfach unwohl, da kann es unzählige Ursachen geben, was die Suche nach dem eigentlichen Grund natürlich umso schwerer macht.
Hier heisst es mit viel Einfühlungsvermögen und noch mehr Geduld die Bedürfnisse des Bewohners zu erkunden. Hat sich im Umfeld der Bewohnerin in letzter Zeit etwas verändert, was ihr Angst macht? Die OSH-Fraktur mit den damit verbundenen Schmerzen vielleicht? Der Verlust der selbständigen Gehfähigkeit?
Ich drück dir die Daumen, dass du herausfindest, was die Bewohnerin jetzt am nötigsten braucht.
Von hier aus ist das schwer zu beurteilen, ich schätze mal ihr fehlt  ihre wichtigste Bezugsperson: ihre Mutter. Gerade jetzt, wo sie sich im Rollstuhl sitzend vielleicht so hilflos fühlt.
Die Mutter kann man natürlich nicht ersetzen, aber mit Validation, viel Körperkontakt (wie sie es von der Mutter her gewohnt war) Sicherheit vermitteln: in den Arm nehmen, wiegen, über den Kopf streicheln, mit sanfter Stimme sprechen, sie mit ihrem Kosenamen ansprechen,...

Lieder zum Thema "Schlafen", die mir spontan einfallen:

* Ade nun zur guten Nacht
* Die Blümelein sie schlafen


Liebe Grüße und schöne Osterfeiertage

    wünscht Cassio

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06 Apr. 2007 19:48 #336 von sillycow
sillycow antwortete auf Ideen gesucht...
Schöne Sache mit dem Singen ;)
Mir fällt ein :

Essen: "Backe backe Kuchen", "Rote Kirschen ess ich gern (kommt aus dem Schwäbischen),

Schlafen: "Der Mond ist aufgegangen", "Oh wie wohl ist mir am Abend"

Beste Grüsse
Yvonne

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07 Apr. 2007 15:23 #340 von scholli
scholli antwortete auf Ideen gesucht...
Hallo Nadja,
An Schlafliedern kenne ich nur; Wie wohl ist mir am Abend und Guten Abend gute Nacht. Zum Essen fällt mir spontan nur das Lied von Peter Alexander ein: Die süssesten Früchte
Ich wühl nochmal in meinen Notenbüchern.
Lieben Gruß und viel Erfolg!
Scholli

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08 Apr. 2007 12:13 #343 von Nadja Busch
Nadja Busch antwortete auf Ideen gesucht...
Hallo erst mal an alle,
und danke für die schnellen und guten Ideen.

(@Cassiopeia)
Ich hatte mich beim Schrieben meiner Frage etwas kürzer gefasst, als das was ich alles bereits schon über die Bewohnerin weiß. Ich nennen sie jetzt Einfach mal Frau X.

Frau X ist lebt sein einigen Monaten bei uns in der Einrichtung. Sie hat sich ihr Leben lang immer um andere Menschen gekümmert und zugesehen, dass sie alle gut versorgen kann. Erst kamen alle anderen und dann sie. Dieses Verhalten spiegelt sich jetzt auch in der Therapie wider.
Veränderung 1: Sie gibt mir lieber ihr Essen, als das sie es ist. -> Jetzt kann sie sich aber nicht mehr um andere kümmern und sie merkt, dass sie eigentlich stetig auf Hilfe angewiesen ist.
Veränderung 2: Frau X vor ca. 1 Woche aus dem Krankenhaus endlassen worden. Somit hat sie innerhalb kürzester Zeit zweimal eine Umstellung ihres Lebensrhythmuses erfahren. Ich denke, dass auf Grund dessen ein kognitiver Abbaus stattgefunden hat. Zumindest konnten wir deutliche Veränderungen in den Bereichen Orientierung, Sprachverständnis, Handlungsplanung und Wortfindung/ Satzbau feststellen.
Veränderung 3: Sie hat Schmerzen nach dem Bruch, der vor ca. 3 Wochen passiert ist. Zudem hat Frau X noch ein Hüftleiden (auf der selben Seite).
Mit anderen Worten genug Gründe um total verunsichert zu sein.

Meine Theorie: Sie ruft „Hallo“ weil sie keine Struktur und keine Plan davon hat was auf sie zukommt und was sie machen soll. -> mangelndes Wortverständnis. Sie ist so Hilflos und unsicher, und hatte früher immer das Rufen begonnen wenn sie Überfordert war und sich nicht 100% sicher war ob sie alles richtig macht. Zudem nehme ich an das sie die Schmerzen und körperliche Bedürfnisse (Hunger, Toilettengänge usw.) zum Teil nicht zuordnen kann. Denn immer dann wenn sie sich oft hinstellt (erhöhte Beinbelastung), oder zur Toilette muss ist sie besonders unruhig.

Meine geplante Umsetzung, um herauszufinden ob meine Theorie richtig ist:
Jetzt möchte ich Frau X Rituale geben, die an ihrer Biographie anknüpfen. Da ich weiß, dass sie für ihr leben gerne Singt und sie auch vorher in den Gruppen z.B. in der Kochgruppe gesungen hat, möchte ich ihr für gewisse Tätigkeiten Rituale schaffen. Hiefür möchte ich unter anderem auch Lider einsetzten. Denn das ist etwas vertrautes, mit dem Frau X etwas anfangen kann. Es erleichtert ihr alltägliche Handlungen und befreit sie aus ihrem „Mustern“. 


Nun noch einmal kurz zum Thema Zuwendung, wie sie es von der Mutter gewohnt war:
Das meinte ich unter den Punkten Zuwendung und sie sieht mich als Bezugsperson. Das war mein erster Gedanke und ein sehr erfolgreicher Weg vor dem Krankenhausaufenthalt. Leider klappt das nicht so gut, denn wenn ich dann weg gehe ist sie wider sehr unruhig oder noch unruhiger… Und 24 Stunden kann ich ihr die Zuwendung nicht schenken. Zudem Bestärkt das weitergehende Rufen meine Theorie, dass ihr neben der Zuwendung noch etwas anderes fehlt. –> Denn bei Menschen bei denen es um die reine Zuwendung ging, habe ich bis jetzt die Erfahrung gemacht, dass dadurch das Muster unterbrochen werden konnte.

(@ Yvonne, Scholli, Cassiopeia)
Danke für die Liedertitel. Einige von den Liedern (Die süssesten Früchte) weiß ich, dass Frau X sie immer mitgesungen hat und diese Lieder auch sehr gerne hört….


Wenn ihr mögt kann ich euch ja in Bezug auf die Therapie auf dem Laufenden halten. Am Dienstag, werde ich erst mal das weitere Vorgehen mit meinem Team besprechen.

Bis dahin wünsche ich euch allen noch ein schönes erholsames Wochenende und

[move:1wxujitx]FROHE OSTERN[/move:1wxujitx]

Auf weitere Anregungen freue ich mich :)

Nadja

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08 Apr. 2007 13:04 #344 von majati
majati antwortete auf Ideen gesucht...
Hallo Nadja,

ich weiß ja nicht, inwieweit du das bereits eingebunden hast, aber
zum Thema ständige Zuwendung/ sich um andere kümmern fällt mir spontan ein: eine Puppe o.ä..!

Das wäre doch etwas, worum sie sich -auch in deiner Abwesenheit-kümmern könnte...
Es knüpft an die Biografie an, unterstützt das schon vorhandene Hegegefühl und fokussiert gleichzeitig die Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf dich. Das Singen kann hier auch wunderbar eingebunden werden!

Grüße und viel Erfolg beim weiteren Probieren!

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10 Apr. 2007 21:21 #359 von sillycow
sillycow antwortete auf Ideen gesucht...
Oh das mit der Therapiepuppe ist eine schöne Idee. Davon hab ich auch bereits gehört, leider noch nie angwandt. Arbeite allerdings auch im stationären bereich, sprich krankenhaus. Da sind oft solch tolle Ideen schwierig umzusetzen, v.a. langfristig gesehen.

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16 Apr. 2007 12:52 #398 von Henriette Schüler
Henriette Schüler antwortete auf Ideen gesucht...
hi nadja,

habs endlich gecheckt und mich hier gleich mal angemeldet ;) habe jetzt sogar ab mai endlich nen job...auch in der geriatrie!!! werde mich hier ab sofort öfter mal umschauen.

zum thema essen fällt mir spontan ein kanon ein. kann ihn dir ja schlecht vorsingen aber vielleicht kennst du ihn ja :)

Marmelade, Carbonara, Eisbein, Schnitzel, Blumenkohl, Salat
Marmelade, Carbonara, Eisbein, Schnitzel, Blumenkohl, Salat

Ohh Erbeertorte, Oh Kuchenkrümel, Oh Rote Grüüütze, Bratkartoffel

Hunger Hunger Hunger Hunger Hunger Hunger Hunger Hunger

und dann wieder von vorn *gg*

Es gibt nichts Gutes außer man tut es.

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30 Apr. 2007 15:15 #480 von Nadja Busch
Nadja Busch antwortete auf Ideen gesucht...
Hallo ihr lieben interessierten,
einige von euch sind bestimmt schon neugierig wie es Frau X geht.

Frau X hat dank sehr guter Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam Vortschritte gemacht. Natürlich gibt es auch Tage an denen sie immer noch laut ruft. Aber das ist normal.


Wir haben rausbekommen das sie unter Reizüberflutung und mangelnder Struktur gelitten hat.
Jetzt wird wie Folgt verfahren:
- Frühstück auf dem Zimmer
- Ergotherapie in Gruppen oder Einzeltherapie -> Laufen mit dem Rollator zu allen Therapieeinheiten
- nach Möglichkeit Mittagessen in der Essensgruppe (Gruppe wurde von 10 auf 7 Personen reduziert)
- direkt im Anschluss "Mittagsschlaf"

Nach der Ruhephase hängt die Therapie vom jeweiligen Angebot im Haus ab.
Möglich sind: Einzeltherapie, Gedächtnistraining*/Biographieorientierte Aktivierung, Salat-AG, Gesprächs und Spielerunden

Was wir noch raus gefunden haben:
- Sie liebt es in der Sonne zu sitzen  :D
- Mit Hilfe von Lidern, die sie in den Gruppenangeboten mit singet oder vorsingt bekommt sie von den anderen Teilnehmern Anerkennung :)
- wenn ich neben ihr sitze und ihr taktilen Input gebe kann sie sie sogar an Großgruppen wie dem SimA-P Training (Gymnastik und anschleißende biographische Aktivierung) teilnehmen ;D
- Puppen, Babys, Tiere (Hund) lösen ein "ach wie süß" aus und kaum 2-5 Minuten später den super trockene Spruch "Was soll ich denn damit – so was kann ich nicht gebrauchen"  ;)


So nun seit ihr informiert.
Noch ein mal ein herzliches Danke an all eure Anregungen und viele liebe Grüße sendet
Nadja


chumpette schrieb: habe jetzt sogar ab mai endlich nen job...auch in der geriatrie!!! werde mich hier ab sofort öfter mal umschauen.


@ chumpette: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Stelle! Und das Lied kenne ich leider nicht.

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30 Apr. 2007 19:57 #482 von ententigger
ententigger antwortete auf Ideen gesucht...
Habe noch ein Mittagslied
Wir haben Hunger, Hunger,Hunger, haben Hunger, Hunger, Hunger haben Hunger, Hunger, Hunger, Haben Durst! Wo bleibt der Käse, Käse, Käse, bleibt der Käse,Käse, Käse, bleibt der Käse, Käse,Käse und die Wurst.
Singe es immer kurz vorm Mittag, kommt ganz gut an.

Ein Lied zur Nacht:

Weisst Du wieviel Sternlein stehen...

Vielleicht kannst du es ja noch brauchen.

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