Spielfiguren lachen und weinen - wie Betreuungskräfte im Team

Welche Aufgaben erwarten Dich als zusätzliche Betreuungskraft? Welche darfst oder musst Du sogar ablehnen? Wie klappt die Zusammenarbeit mit Pflegekräften, Ergotherapeuten und anderen Kollegen? Susann Winklers Leitfaden lotst Dich sicher durch die ersten Wochen als zusätzliche Betreuungskraft nach §§ 43b, 53c SGB XI.

Auf geht's

Eine neue Arbeitsstelle anzutreten, ist immer ein gewisses Abenteuer und unsere Gefühle wechseln zwischen Freude, Aufregung und der Angst, den gestellten Anforderungen nicht gerecht zu werden. Noch größer ist die Unsicherheit, wenn es sich um einen Arbeitsbereich handelt, in dem man keine oder nur wenig Vorerfahrung hat. Aus diesem Grunde sollen hier einige wichtige Themen angesprochen werden, mit denen eine Betreuungskraft in ihrer neuen Dienststelle in der Regel konfrontiert sein wird.

So klappt es mit den Kollegen

Kennenlernen, beobachten, einfügen

Gehe an Deinen ersten Arbeitstagen offen und freundlich auf neue Kollegen sowie Bewohner zu und stelle Dich kurz vor. Mit einer herzlichen Begrüßung ist das Eis meist schnell gebrochen und es kommt zu netten Kontakten und Gesprächen, die die Einarbeitung erleichtern. Außerdem ist dies eine gute Gelegenheit, die Bewohner auf ungezwungene Weise schon etwas näher kennenzulernen.

Die erste Zeit bei einer neuen Arbeitsstelle ist immer auch eine Bewährungsprobe und wir fühlen uns oft unter Druck, möglichst schnell zeigen zu müssen, was wir können. Trotzdem solltest Du nicht der Versuchung unterliegen, gleich sämtliche Fäden in die Hand zu nehmen. Kaum etwas ist so unbeliebt, wie neue Kollegen, die am ersten Tag schon „alles besser wissen“, das Kommando übernehmen oder die gesamte Station revolutionieren wollen. Versuche zunächst, viel zu beobachten sowie die Gepflogenheiten und Routinen in Deinem Tätigkeitsbereich zu verinnerlichen. Füge Dich in den bestehenden Rhythmus ein und lerne so viel wie möglich über Dein neues Arbeitsumfeld.

Unsicherheiten abbauen

Selbstverständlich werden zu Beginn zahlreiche Unsicherheiten auftreten. Das ist vollkommen normal und keiner erwartet von Dir, dass Du am ersten Tag alles perfekt erledigst. Deshalb: Fragen, fragen, fragen! Frage Mitarbeiter, wie bestimmte Dinge üblicherweise gehandhabt werden und frage Bewohner, was sie gerne mögen, brauchen oder auch nach den Abläufen auf der Station. Du wirst überrascht sein, wie gerne man Dir Auskunft gibt. Gerade Bewohner fühlen sich dadurch meist hilfreich und wertgeschätzt.

Scheue Dich nicht, Deine Unsicherheiten Kollegen gegenüber zu äußern, bitte sie um Tipps und Ratschläge. Das ist kein Zeichen von Inkompetenz, sondern ein Zeichen von Ehrlichkeit, Selbstreflexion und Engagement - also eine gesunde Basis für eine aufrichtige Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Wichtig ist, dass Du Freude und Interesse an Deiner neuen Tätigkeit zeigst sowie eine hohe Lernbereitschaft. Beweise durch Flexibilität und Einsatzfreude, dass Du vielseitig bist und harte Arbeit nicht scheust.

Die eigene Position finden im multiprofessionellen Team

Betreuungskräfte arbeiten in der Praxis meist eng mit Kollegen der Pflege und Hauswirtschaft zusammen. Dabei ist es oft nicht leicht, die einzelnen Zuständigkeiten klar abzugrenzen. Auch sind den Mitarbeitern anderer Bereiche die Aufgaben der Betreuungskräfte häufig nicht ausreichend bekannt. Daher werden diese vielerorts zu Tätigkeiten herangezogen, für die sie eigentlich nicht zuständig sind. Wenn das in Deinem Fall zutrifft, dann weise die betreffenden Kollegen zunächst freundlich darauf hin. Bei vermehrten Problemen solltest Du Deine(n) Vorgesetzte(n) bitten, die benachbarten Bereiche eingehend über Dein Aufgabenfeld sowie dessen Grenzen zu informieren. 

Eventuell wirst Du als neue Betreuungskraft auch der Kritik Deiner (Pflege-)Kollegen ausgesetzt sein, die Deine vermeintlich zu kurze oder fachfremde Ausbildung beanstanden und Dir damit mangelnde Qualifikation unterstellen. Lasse Dich in diesem Fall bitte nicht auf Streitigkeiten, Wettbewerbsdenken und Konkurrenzkämpfe ein. Nimm Deinen Kollegen vielmehr den Wind aus den Segeln, indem Du sachlich und ehrlich über Deinen Berufsweg sprichst sowie über die Wahl Deines neuen Arbeitsfeldes. Gib eventuelle Wissens- und Erfahrungslücken offen zu und versichere Deinen Kollegen, dass Du Dich darauf freust, mit ihnen zusammenzuarbeiten und viel dazuzulernen.

Die Anfangszeit in einer neuen Dienststelle kostet immer viel Energie und es dauert eine Weile, bevor sich alle Beteiligten aufeinander eingestellt haben. Wenn Du Dich aber als zuverlässige, kompetente und loyale Mitarbeiterin zeigst, wirst Du in Deinem neuen Team sehr bald geachtet und geschätzt werden.

Deine Aufgaben als zusätzliche Betreuungskraft

Die Kernaufgaben

Die Aufgabe der Betreuungskräfte nach §§ 43b, 53c SGB XI besteht darin, Betreuungs- und Aktivierungsmaßnahmen durchzuführen, die das Wohlbefinden, den physischen Zustand oder die psychische Stimmung der Anspruchsberechtigten positiv beeinflussen können. Sie unterstützen Einzelpersonen und Gruppen bei verschiedensten Alltagstätigkeiten bzw. leiten diese an. Dazu gehören etwa Basteln, Musizieren, Kochen und Backen, Basale Aktivierung, Spiele, Bewegungsübungen und Spaziergänge, Besuche kultureller Veranstaltungen, Vorlesen, Gespräche führen etc.

Die genaue Einteilung der Betreuungskräfte, sowie deren Einbindung in die Planung,  Dokumentation und Evaluierung der Maßnahmen variiert in verschiedenen Einrichtungen.

Grenzen Deines Aufgabenbereichs

Betreuungskräfte dürfen laut Gesetzgeber „nicht regelmäßig in grundpflegerische sowie hauswirtschaftliche Tätigkeiten eingebunden werden“. Sie dürfen diese Maßnahmen aber sehr wohl in Einzelfällen durchführen, wenn diese „unaufschiebbar und unmittelbar erforderlich sind“. Maßnahmen der Behandlungspflege dürfen nur von qualifizierten Pflegekräften durchgeführt werden. Generell solltest Du die Ausführung von (pflegerischen) Maßnahmen ablehnen, die Deine Kompetenzen überschreiten, für die Du eine spezielle Ausbildung benötigst (z. B. bestimmte Hebetechniken) oder für die Du nicht die Verantwortung übernehmen kannst.

Mit welchen Aktivitäten startest Du?

Tu, was Du am besten kannst

Der Tätigkeitsbereich der zusätzlichen Betreuungskraft ist vielfältig und sehr kreativ und individuell gestaltbar. Keiner wird von Dir verlangen, dass Du alle Bereiche von Beginn an mühelos abdeckst: singst wie eine Lärche, mindestens ein Instrument spielst, virtuoser Vorleser und Alleinunterhalter bist, ein Ass in Sport, Spiel und Tanz, versierter Koch und Bäcker, leidenschaftlicher Maler und Bastler, ein Händchen für Basale Aktivierung hast, und, und, und.

Beginne deshalb mit Aktivitäten, die Dir liegen und in denen Du Dich sicher fühlst. Probiere dann nach und nach andere Elemente aus und erweitere Dein Repertoire. Wichtig ist dabei, dass Du keinen Anspruch auf Perfektion erhebst – weder an Dich selbst, noch an die Senioren. Deine Arbeitsstelle ist keine Schule und es muss auch keiner einen Pokal gewinnen. Es geht vielmehr um eine entspannte Atmosphäre, um ungezwungenen Austausch, Anregung und Abwechslung. Die Bewohner sollen sich wohl und geborgen fühlen, das ist oberste Priorität.

Ideen und Materialien sammeln

Je breiter die Palette an Aktivierungen ist, die Du anbieten kannst, umso flexibler und spontaner kannst Du auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner eingehen und desto befriedigender wird für Dich auch der Arbeitsalltag sein. Es empfiehlt sich daher durchaus, beständig Ideen und Materialien zu sammeln, die Du dann bei Bedarf virtuos einsetzen kannst.

Entdeckung der Einfachheit – weniger ist oft mehr

Oft sind die einfachsten Ideen die besten. Auch zwingt häufig das enge Budget der Einrichtungen für Arbeitsmittel zu kostengünstigen Aktivitäten mit wenig Aufwand. Da sich die Art der Betreuungsmöglichkeiten immer stark an der gesundheitlichen Verfassung der Bewohner orientiert, können hier freilich keine allgemeingültigen Ratschläge gegeben werden. Dennoch gibt es eine Reihe von Aktivierungen, die vielerorts besonders beliebt sind:

  • Anschauen bzw. Lesen von Zeitungen und Zeitschriften. Wenn Du also die Möglichkeit hast, entsprechende Lektüre zu besorgen, und mit in die Arbeit zu bringen, wirst Du bei vielen Senioren hoch im Kurs stehen. Ebenfalls sehr beliebt sind Bildbände, Postkarten oder Kalenderbilder.
  • Luftballons und Wasserbälle für Spiele und Bewegungsübungen; sie sind sehr leicht und bergen damit kaum ein Verletzungsrisiko. Auch Igelbälle sind vielseitig einsetzbar (zur Gymnastik und „Massage“).
  • Alles rund um das Thema Musik: Volkslieder und Schlager raten oder singen, ein Instrument spielen, tanzen, zur Musik in die Hände klatschen oder schunkeln.
  • Rätsel zu verschiedenen Themen: Sprichwörter, Jahreszeiten, Kindheit, Berufe, Urlaub, Sport etc., Kreuzworträtsel (falls noch möglich)
  • Spiele: Stadt, Land, Fluss (mündlich in der Gruppe), einfache Würfelspiele (z. B. würfeln und Punkte zusammenzählen), Bingo
  • Basale Aktivierung: Ausstreichungen, kreisende Massagebewegungen auf dem Rücken (über der Kleidung), Handmassagen, Einreibungen (bitte ausführlich über Möglichkeiten und Techniken informieren)

Zu einem guten Umgang mit den Bewohnern

Verstehe Deine Bewohner – es erspart Dir Frust

Betreuungskräfte verwenden oft viel Zeit und Herzblut darauf, interessante Aktivitäten zu erarbeiten, Ideen zu sammeln und neue Techniken zu erlernen. Natürlich verbinden sie damit die Hoffnung und den Wunsch, den Bewohnern Ihres Zuständigkeitsbereiches auf diese Weise möglichst viel Gutes zu tun. Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn der ersehnte Erfolg ausbleibt, die Resonanz bescheiden ausfällt oder Bewohner gar mit Unlust reagieren. Bitte verstehe solche Reaktionen nicht als persönliche Ablehnung.

Vielmehr sollten wir uns zwischendurch immer wieder die Lebenssituation der Senioren vor Augen halten: die meisten haben massive körperliche bzw. geistige Beeinträchtigungen und Schmerzen, kaum erbauliche Zukunftsaussichten, oft wenig Kontakt zu Familie und Bekannten, außerdem fühlen sie sich in der Einrichtung häufig fremd umgeben von Fremden. Ist es da nicht mehr als verständlich, wenn sich die Begeisterung und Lebenslust der Bewohner manchmal in Grenzen hält? Müssen wir die meisten nicht bewundern, dass sie sich in dieser Lebenssituation noch so freundlich und höflich verhalten? Zudem verdienen die Bewohner Achtung und Respekt dafür, dass sie ein ganzes langes Leben mit all seinen Hochs, Tiefs und Krisen gemeistert haben.

Vermeide daher unnötigen Frust bei allen Beteiligten und orientiere Deine Arbeitsweise stark an den Bedürfnissen der Senioren. Vermittle den Bewohnern, dass die von Dir organisierten Aktivitäten freiwillige Angebote sind, zu denen sie herzlich eingeladen sind. Aber kein 90-Jähriger sollte gegen seinen Willen genötigt werden, an einer Gymnastikstunde oder einem Singkreis teilzunehmen. Da beispielsweise auch die Heimaufsicht großen Wert auf Selbstbestimmung der Bewohner legt, wirst Du an dieser Stelle - bei entsprechender Dokumentation und Begründung – nicht auf Probleme stoßen.

Die Motivation und Aufnahmefähigkeit der Senioren hängt meist stark von deren Tagesverfassung ab. Körperliches Befinden, Wetterfühligkeit, guter/schlechter Schlaf, die Anwesenheit enger Bezugspersonen, Ängste etc. können hierbei eine große Rolle spielen. Respektiere deshalb das jeweilige Befinden des Bewohners sowie seine damit verbundenen Bedürfnisse. Auch wir fühlen uns nicht jeden Tag gleich gut - unsere Stimmung wechselt, ebenso wie unsere Lust auf verschiedene Aktivitäten, Gesellschaft, Ruhe oder Nähe.

Ruhe und Souveränität statt Aktionismus

Dir wird in Deiner Arbeit vielleicht auffallen, dass sich Dein eigenes Verhalten recht stark auf die Stimmung einzelner Bewohner bzw. auf die Atmosphäre in der Gruppe auswirkt. Bist Du  selbst freundlich, ruhig und ausgeglichen, überträgt sich diese Stimmung in der Regel auch rasch auf Dein Umfeld. Die Bewohner fühlen sich bei Dir wohl und geborgen. Wirkst Du auf Deine Mitmenschen hingegen unsicher, nervös oder übermäßig geschäftig, werden auch die Senioren schnell mit Unruhe und Unbehagen reagieren.

Für viele Betreuungskräfte mag dieser Punkt die größte Herausforderung ihrer gesamten Tätigkeit sein. Und es ist tatsächlich oft sehr schwer, fast täglich über viele Stunden Ruhe, Gelassenheit und Frohsinn auszustrahlen, während man innerlich vielleicht mit dutzenden von Problemen, Müdigkeit oder Unmut kämpft. Dennoch ist dieses Schaffen einer heimeligen Wohlfühlatmosphäre im Grunde die wichtigste Aufgabe einer Betreuungskraft.

Achte insbesondere auch darauf, die Bewohner nicht zu überfordern. Ältere Menschen, speziell Demenz-Patienten, können sich oft nur noch für sehr kurze Zeit auf eine Tätigkeit konzentrieren. Plane das Tagesprogramm deshalb mit entsprechend kurzen Aktivitäten und vielen Pausen bzw. Aktivierungen in verschiedenen Kleingruppen oder Einzelbetreuungen.

Spagat zwischen freundlich und authentisch sein

In der Regel wird von Mitarbeitern in sozialen Einrichtungen erwartet, dass sie sich ihren Klienten gegenüber jederzeit freundlich, motivierend und aufmerksam verhalten - gleichzeitig aber auch authentisch. Das erscheint uns oft als Widerspruch, schließlich kann niemand ständig gute Laune haben, fröhlich und gelassen sein. Andererseits leuchtet auch ein, dass z. B. Pflege- oder Betreuungskräfte ihre jeweilige Stimmung nicht ungefiltert an Bewohner weitergeben können. In der Praxis ist es oft ein täglicher Balanceakt, hingebungsvoll für andere zu sorgen, ohne dabei seine eigene Befindlichkeit bzw. seine Bedürfnisse zu verleugnen oder zu vergessen.

Natürlich sollten wir jedem Bewohner grundsätzlich freundlich und aufmerksam begegnen sowie uns umfassend um sein Wohl bemühen. Dennoch darfst Du als Betreuungskraft durchaus zeigen, dass auch Du ein Mensch bist: Sage offen, dass Du beispielsweise Kopfschmerzen oder schlecht geschlafen hast, Dein Auto am Morgen nicht angesprungen ist, oder Du Dir Sorgen um Deine kranke Katze machst. Die Senioren werden in der Regel viel Verständnis und Mitgefühl aufbringen. Meist ergeben sich auf diese Weise sogar besonders schöne, verbindende Gespräche. Die Bewohner nehmen Dich auf diese Weise nicht mehr nur als Betreuerin wahr, die ihre Arbeit macht, und sich selbst als Bewohner, der versorgt werden muss. Sondern es entsteht eine neue, Trost spendende Ebene, in der beide einfach menschlich sind, mit im Grunde ganz ähnlichen Sorgen und Problemen.

Erste Hilfe für Betreuungskräfte

Konflikte klären  und nicht persönlich nehmen.

In sozialen Einrichtungen lebt und arbeitet in der Regel eine größere Anzahl verschiedenster Menschen zusammen, meist noch dazu auf recht engem Raum. Unter diesen Umständen „menschelt“ es oft gewaltig – und zwar unter Bewohnern wie Mitarbeitern. Versuche, eventuelle Konflikte und Disharmonien nicht zu persönlich zu nehmen, sondern vielmehr als normale Bandbreite menschlichen Miteinanders zu betrachten. Besonders hilfreich und erleichternd kann es sein, die Dinge aus einer humoristischen Perspektive zu betrachten – nach dem Prinzip: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.“ Gerade Konflikte mit Kollegen solltest Du aber möglichst schnell auf sachliche Weise ansprechen und klären, bevor eine „vergiftete“ Atmosphäre entsteht.

Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen

Verhaltensweisen wie Aggressionen, Schreien, ständiges Reden oder Lautieren, unruhiges Umhergehen etc. sind bei Bewohnern in der Regel Ausdruck ihres Krankheitsbildes und sollten von uns grundsätzlich mit Verständnis betrachtet werden. Dennoch kann solches Verhalten für andere Bewohner wie Mitarbeiter auf längere Sicht sehr belastend sein. Die Gruppe sollte deshalb über weite Strecken geschützt und die betreffenden Personen entsprechend individuell betreut werden. Scheue Dich nicht, im Falle von Überforderungssituationen Kollegen um Hilfe zu bitten. Das Bewusstsein, nicht allein mit allem fertig werden zu müssen, und verlässliche kollegiale Unterstützung zu haben, erleichtert den Arbeitsalltag wesentlich. Gerade die psychische Belastung kann in diesem Arbeitsbereich aber so stark sein, dass eine hohe Anzahl von Arbeitsstunden für den Einzelnen auf Dauer nicht zu bewältigen ist. In diesen Fällen kann eine Reduzierung der Arbeitszeit eine bedeutende Verbesserung der Situation herbeiführen.

Keiner muss jeden mögen.

Wie im normalen Leben, spielen auch in sozialen Einrichtungen Sympathie und Antipathie eine große Rolle. Vielleicht erinnerst Du einen Bewohner rein optisch an jemanden aus seiner Vergangenheit, mit dem er zerstritten war, und der Herr lehnt nun deshalb auch Dich ab. Manche Bewohner haben auch (biografisch bedingt) eine generelle Abneigung gegen Männer oder Frauen. In solchen Fällen sollte die Betreuung nach Möglichkeit von einem anderen Mitarbeiter übernommen werden. Behandle die Menschen in Deinem Arbeitsumfeld mit Freundlichkeit und Respekt, aber setze Dich nicht mit dem Anspruch unter Druck, von jedem gemocht werden zu wollen oder selbst jeden sympathisch finden zu müssen.

Fazit

Wie jede berufliche Tätigkeit birgt auch die Arbeit als Betreuungskraft ihre Tücken und Herausforderungen. Andererseits schätzen die meisten Kollegen die Kreativität und Vielseitigkeit dieser Tätigkeit. Eine besonders wertvolle Belohnung für unsere Bemühungen ist aber sicherlich immer wieder die Dankbarkeit und Freude der Senioren.

Über die Autorin

Susann WinklerSusann Winkler studierte Heilpädagogik an der Universität Köln und arbeitete anschließend in verschiedenen heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Einrichtungen in Großbritannien, Irland, Österreich und Deutschland. Seit 2010 ist sie in einem Seniorenheim im Bereich Soziale Betreuung tätig. Susann Winkler veröffentlichte eine Reihe von Fach- und Arbeitsbüchern für den Bereich Seniorenarbeit, darunter "Bitte 3x täglich lachen – humorvolle Geschichten und Gedichte für die Seniorenarbeit" und fünf Bände "Biografiearbeit – Ratespaß mit Senioren: Aktivieren und Beschäftigen".