WHEDA-Cover-180pixEndlich ein praxistaugliches Behandlungsmanual für Ergotherapeuten mit dem Arbeitsschwerpunkt Demenz, das liefert was es verspricht! Aber lässt sich das Programm in der Praxis mustergültig umsetzten? Ist es nur für die ambulante Praxis geeignet oder lohnt sich die Investition für den stationären Bereich? Wir haben es geprüft!

Was ist WHEDA?

WHEDA steht für Wirksame Häusliche Ergotherapie für Demenzkranke und Angehörige. Das Therapieprogramm, das im Rahmen des "Leuchtturmprojektes Demenz" wissenschaftlich evaluiert wurde, ist jetzt als Behandlungsmanual erhältlich. Es richtet sich an Ergotherapeuten, die auf Verordnung des Arztes im häuslichen Umfeld mit Demenzkranken und deren Angehörigen arbeiten.

Mehr als ein Buch

Aus drei Teilen besteht diese besondere Publikation:

  • 1 Behandlungsmanual (48 Seiten)
  • 1 Evaluationsbogen (16 Seiten zum Kopieren)
  • 5 Broschüren "Was Sie tun können" für die Angehörige (12 Seiten)

Das WHEDA-Set enthält alle wichtigen Informationen, die der behandelnde Ergotherapeut für die praktische Arbeit benötigt. Die fünf beigefügten Broschüren können Therapeutinnen mit regional spezifischen Informationen ergänzen und an den Patienten und deren Angehörige ausleihen. Kopieren ist nicht erwünscht, stattdessen findet sich im Behandlungsmanual die Bezugsadresse für Nachbestellungen.

Klare Strukturen und Angaben helfen dem Anwender

Das WHEDA-Material gibt dem Leser Auskunft über wesentlichen Punkte, die er für die praktische Umsetzung des Konzeptes benötig: Die Broschüre macht klare Angaben über die Zielgruppe, legt Ausschlusskriterien fest, beschreibt jeden Behandlungsschritt und gibt Tipps für schwierige Situationen. Liest sich der Ergotherapeut das Behandlungsmaterial gut durch und nutzt den Evaluationsbogen, so kann er nach kurzer Vorbereitungszeit loslegen.

Ist WHEDA auch etwas für Alten- und Pflegeheime?

Nein, denn eine Adaption für die stationäre/ambulante Therapie in Alten- und Pflegeheimen ist nur in sehr wenigen Auszügen möglich. Die von dem ergotherapeutischen Programm definierten Ziele können in großen Teilen in den stationären Einrichtungen nicht erreicht werden. Das hat folgende Ursachen:

  • Wechsel von der privaten Wohnung in eine institutionalisierte Wohnform
  • zumeist weiter fortgeschrittenes Stadium der Demenz
  • Übernahme alltäglicher Aktivitäten durch Personal
  • veränderte Rolle Angehöriger
  • andersartige Freizeitgestaltung durch stärker auf Fähigkeiten und Aktivierung fokussierte Angebote

Lediglich der Fragebogen zu den Verhaltensveränderungen gibt dem Therapeuten wertvolle Informationen für die Behandlung. Ebenfalls könnte die Broschüre "Was sie tun können" bei den Angehörigen gut ankommen, da sie viele Fragen beantwortet und ihnen einen schriftlichen Leitfaden für den Umgang bietet.

Lauter offene Fragen

Trotz aller guten Ideen und Vorsätze, wie etwa die Einbindung der Angehörigen in die Therapie, lässt der Sondereinband einige Fragen offen. Wie lässt sich die Behandlung mit der Krankenkasse abrechen? Auf welcher Grundlage sollten wir handeln und was sagen die verordnenden Ärzte dazu?

Fakt ist, dass die Umsetzung des WHEDA-Programms nur im Rahmen der psychisch-funktionellen Behandlung erbracht werden kann. Liegt eine Verordnung auf Hirnleistungstraining vor, so ist erstens die Zeit zu kurz bemessen und zweitens das Erreichen der von der Krankenkasse definierten therapeutischen Wirkung, der Ziele und der Leistung (PDF) nicht möglich. Die von der Kasse definierten Inhalte spiegeln nicht alle Aspekte des ergotherapeutischen Programms wider.

Fraglich ist, wie die Angehörigenberatung in der Behandlung ein fester Bestanteil der Therapie werden kann. Für einen guten Ergotherapeuten ist es selbstverständlich, dass er mit den Angehörigen zusammenarbeitet, diese berät und auch ein Heimtraining erarbeitet. Jedoch ist es noch nicht üblich, dass ganze Therapieeinheiten in Abwesenheit des Klienten mit dem Angehörigen erbracht werden. Dieses liegt mitunter an der Tatsache, dass in der Heilmittel-Richtlinie keine Angehörigenberatung vereinbart ist. Um jedoch effektiv und zielgerichtet arbeiten zu können, ist die Beratung Angehöriger unverzichtbar.

Fazit

Das speziell auf die häusliche Versorgung ausgerichtete Arbeitsmanual erweist sich nicht nur als sehr nützlich, sondern fußt auch auf einer wissenschaftlich evaluierten Basis. Während der gesamten Behandlung steht Ressourcenorientiertheit  im Vordergrund. Neben der klaren Befundstruktur lässt das Programm jedoch noch genug Gestaltungsspielraum, um den individuellen Bedürfnissen des Demenzkranken und auch Angehörige zu berücksichtigen. Die Angehörigengespräche und die beiliegende Broschüre gibt den Angehörigen Sicherheit und das Gefühl, dass sie ebenfalls aktiv etwas für den Erkrankten tun können. Die rund 30 Euro sind gut investiert, wenn man bereit ist, neue Wege zu beschreiten. Nun kann der behandelnde Ergotherapeut das neue Programm den Angehörigen und Kooperationspartnern wie etwa dem verordnenden Arzt vorstellen und sie von der Effektivität überzeugen.

Voigt-Radloff, Sebastian; Rühlemann, Andrea; Hüll, Michael (2012): WHEDA - Wirksame Häusliche Ergotherapie für Demenzerkrankte und Angehörige. Idstein. Schulz-Kirchner Verlag. Sondereinband, Behandlungsmanual 48 Seiten, Evaluationsbogen 16 Seiten, 5 Broschüren "Was Sie tun können" 12 Seiten. 29,99 Euro. ISBN: 978-3-8248-0991-2

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