Jule_Cover_180pixDas Vorlesen von Geschichten gehört zu den anerkannten Betreuungsleistungen bei demenzkranken Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Aber was eignet sich, wenn der Text nicht zu lang sein darf und die Erlebnisse der Bewohner widerspiegeln soll? Die Jule-Geschichten laden zudem zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte ein.

Kurztexte mit Gesprächsstoff

Beim Vorlesen der Kurzgeschichten fiel auf, dass viele der Zuhörer innerhalb kürzester Zeit Assoziationen bildeten. Spontane Äußerungen wie "so war das bei uns auch" oder "so etwas habe ich auch benutzt" gehörten einfach zum Vorlesen dazu. Was nun? Weiterlesen oder aufs neue Gesprächsthema einsteigen? Die Gliederung der Geschichten in sinnvolle Absätze lässt beide Varianten zu, da sie Raum bieten für kurze Reflexionseinschübe. So kann die Betreuungskraft auf Fragen, Zwischenäußerungen und geweckte Assoziationen eingehen und danach mit einer geschickten Überleitung weiter vorlesen. Dank der nie mehr als zwei DIN-A5-Seiten langen Texte wird die maximale Konzentrationsspanne der demenziell Erkrankten Zuhörer nicht überschritten. Durch die beigefügten Gesprächsanregungen und die Ideen für Materialien zum Be-Greifen der Geschichte kann die Vorleserunde zu einer umfangreichen Aktivierung ausgebaut werden.

Begeisterte Zuhörer

Jule, Johanna und Josef sind die Hauptfiguren des Buchs. Schnell fanden sie neue Freunde unter den Senioren. Die wollten an manchen Tagen gleich mehrere Geschichten nacheinander vorgelesen bekommen. Jedem Monat sind fünf verschiedene Geschichten gewidmet. Sie erzählen aus der Perspektive eines Kindes aus der damaligen Zeit. Samstäglicher Badetag, Geburt der Kinder und Milch holen sind nur einige der zahlreichen Themen, wie das Inhaltsverzeichnis (PDF) zeigt. Wie hat Jule all das erlebt, was haben ihre Geschwister Johanna und Josef gemacht? Diese und andere Fragen beschäftigen die Senioren und machen sie zu interessierten Zuhörern.

Ergotherapeutische Aspekte

Neben der Verwendung des Buchs in der sozialen Betreuung im Alten- und Pflegeheim wurde das Produkt auf die Einsatzmöglichkeiten in der ergotherapeutischen Behandlung getestet. Durch die beigefügten Fragen und Materialanregungen bekommt der Ergotherapeut einen schnellen Zugriff auf das Langzeitgedächtnis mit leichter bis mittelschwerer Demenz. Des Weiteren kann der Ergotherapeut die beigefügten Anregungen zu einer guten Therapieeinheit ausbauen. Hierfür verwendet er die Geschichte als Impuls für biografieorientierte Behandlungsinhalte mit den Schwerpunkten Wahrnehmung und Abrufen von Alltagskompetenzen.

Fazit

Wenn die Anschaffung eines Buches zum Vorlesen in der sozialen Betreuung oder in der Therapie demenziell erkrankter Menschen ansteht, sind die Jule-Geschichten genau das Richtige. Sie bieten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, interessante kurzweilige Texte und begeistern Senioren mit den unterschiedlichsten Erkrankungen. Die Erinnerungen kommen bei Demenzkranken, kognitiv Fitten und gerontopsychiatrisch veränderten Menschen gut an.

Lambrecht, Elisabeth (2004): Jule-Geschichten. Wie die heute alten Menschen ihre Kindheit erlebten. Hannover: Vincentz Network. ISBN: 9783878704898.

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