Buchcover © Vincentz Network GmbH & Co. KG"In Bewegungsrunden aktivieren" heißt das neu erschienene Buch von Marianne Eisenburger, Elisabeth Gstöttner und Thesi Zak. Im jahreszeitlichen Aufbau beschreiben die drei Autorinnen zahlreiche Gruppenstunden mit Alltagsgegenständen und erklären in Kürze das Konzept der Motogeragogik. Die Leser erfahren, wie sie mit Zeitungen, Plastiktüten oder Holzlinealen sinnvolle Gymnastikübungen anbieten können.

Entstehung des Buches

Das Buch richtet sich an Gruppenleiter, die hoch betagte, immobile und demenzkranke Menschen betreuen. Die Einheiten entstanden während Bewegungsstunden, die von den Autorinnen angeboten wurden, und entwickelten sich durch ein wechselseitiges Zusammenspiel mit den Teilnehmern.

Buchinhalt

Die Verfasserinnen zeigen zu den vier Jahreszeiten jeweils zwölf passende Themenstunden auf. Für jede Themenstunde schlagen sie zunächst Materialien und Musikstücke vor. Die erste Themenstunde zum Frühling heißt "Blumen pflanzen". Der Leser erfährt, welche Gymnastikübungen er mit Blumentöpfen, Gartenhandgeräten, Bambusstangen und Blumenzwiebeln anbieten kann, um den Teilnehmern in einer geselligen Runde interessante Bewegungsmöglichkeiten zu garantieren. Da jede Einheit viele Übungen beinhaltet, kann der Gruppenleiter passende Bewegungsideen für die Teilnehmer zusammenstellen. Bei einigen Übungen erklären die Autoren einfache und schwierige Variationen, sodass Gruppenleiter auch Menschen mit unterschiedlicher Demenzausprägung berücksichtigen können.

Neben dem ausführlichen Praxisteil erhält der Leser Tipps zur Materialbeschaffung. Außerdem geben die Autorinnen eine prägnante und gut verständliche Einweisung in das noch sehr junge Konzept der Motogeragogik und schildern ihre persönlichen Erfahrungen damit.

Alltagsmaterialien als Bewegungsmedien

Alltagsmaterialien sind Demenzkranken zwar vertraut, allerdings nicht als zweckentfremdete Gymnastikgeräte. Personen mit einer leichten Demenz sind meistens erstaunt, wenn sie aus Wäscheklammern einen Mond stecken sollen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit machen sie aber meistens gern mit und sind überrascht, was man mit den günstigen und leicht zu beschaffenden Materialien für sinnvolle Übungen ausführen kann. Sie haben Spaß am Zweckentfremden der Gegenstände. Kreativität, Phantasie und Eigenaktivität werden gefördert. Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz haben in der Regel keine Hemmungen, die Alltagsmaterialien in ungewöhnlichen Kontexten zu nutzen. Die Fähigkeit, den eigentlichen Zweck für das Gerät zu erkennen, ist oft verloren gegangen (Agnosie), obwohl ihnen der Gegenstand wohlmöglich noch bekannt vorkommt. Sie hantieren meistens unaufgefordert mit den Materialien, um sie zu erkunden. Dadurch werden besonders der taktile und visuelle Sinn sowie die Fein- und Grobmotorik gefördert.

Fazit

Die Autorinnen schlagen Themen für die Bewegungseinheiten vor, mit denen jeder alte Mensch im Laufe seines Lebens in Berührung gekommen ist. Dadurch lassen sich die Teilnehmer bereitwillig auf die Themen ein. Die einzelnen Übungen sind spielerisch und einfach in der Durchführung. Gruppenleiter können für ihre selbst gestalteten und ganzheitlichen Gruppenstunden spezielle Übungen aus dem Buch für den Gymnastikteil entnehmen. Nicht nur praktisch und kostengünstig, sondern auch therapeutisch sinnvoll ist der Einsatz von Alltagsgegenständen bei der Gymnastik. Die einzige Hürde mag die leicht billig wirkende Anmutung der Materialien sein: Wenn ein Ergotherapeut mit den Gruppenteilnehmern einen Ball aus Zeitungen und Klebeband herstellt und ausprobiert, hat das für Außenstehende möglicherweise den Anschein von Mittellosigkeit und ruft Verwunderung hervor. In diesem Fall sollten Ergotherapeuten mit einer nachvollziehbaren Erklärung aber alle Zweifel ausräumen können.

Eisenburger, Marianne; Gstöttner, Elisabeth; Zak, Thesi (2008): In Bewegungsrunden aktivieren - Ideen und Anregungen aus der Psychomototik. Hannover: Vincentz Network. Kartoniert, EUR 19,80.

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