Buchcover © Schluetersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KGKognitiv leistungsfähige Senioren fühlen sich in Altenheimen oft einsam. Das Augenmerk vieler Häuser liegt jedoch aus unterschiedlichen Gründen eher auf den Menschen mit höherer Pflegebedürftigkeit und eingeschränkter Hirnleistungsfähigkeit. Für die relativ fitten Personen ist die Kommunikation mit dementen Mitbewohnern leider wenig erfüllend: Sie langweilen sich schnell und fühlen sich intellektuell nicht sonderlich herausgefordert. Oder aber sie haben das Glück, dass die Ergotherapeuten, Sozialpädagogen oder Ehrenamtlichen im Hause das Buch von Ursula Beckstein gelesen haben und es beherzt umsetzen.

Das Buch basiert auf den langjährigen Erfahrungen der Autorin als Ergotherapeutin mit Seniorengruppen und gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil "Einrichtung einer Kommunikationsgruppe" schildert die Autorin kurz die Kommunikationstheorie nach Schulz von Thun, beschreibt realistisch Kommunikationshindernisse und -gelegenheiten in Senioreneinrichtungen und zeigt günstige Rahmenbedingungen für Gruppenangebote sowie Ziele und Unterstützungsmöglichkeiten auf. Im zweiten Teil "Beispiele für verschiedene Gruppen" schildert sie mögliche Inhalte eines "Damentreffs", "Männerstammtisches" und "Lesezirkels". Für diese drei Kommunikationsgruppen schlägt Beckstein unterschiedliche Themen vor, wie beispielsweise für den Damentreff "Kleider oder Verkleidung" und den Männerstammtisch "Sport ist Mord". Sie nennt Dekoration, Schlüsselfragen, Lieder, Bücher zum Vorlesen, kleine Gedächtnisübungen und Spiele passend zum ausgewählten Thema. Wegen der unterschiedlichen Angebotsvorschläge geht das Buch weit über bloße Kommunikation im Sinne von Konversation heraus. Die Bezeichnung "Kommunikationsgruppe" ist deshalb als Überbegriff zu betrachten. Obwohl die Inhalte des Buchs glücklicherweise dialektisch angegangen wurden - so etwa die Vor- und Nachteile einer großen Gruppe – plädiert die Autorin dennoch für homogene Gruppen. Das zeigt besonders deutlich der Praxisteil durch die ausführliche Beschreibung des "Damentreffs" und "Männerstammtischs".

Das Lesen macht Freude, da das Buch verständlich geschrieben ist, neue Ideen liefert und viele wohl bekannte Schwierigkeiten beim Durchführen einer Gruppe im Seniorenheim – beispielsweise Lärm im Aufenthaltsraum – sehr gut aufnimmt. Zuletzt gelingt es Beckstein auch, die Komplexität dieser Arbeit darzulegen, weshalb es schön wäre, wenn das Buch mitunter auch jenen Personen in die Hände fiele, die Ergotherapie im Seniorenheim fälschlicherweise als "nette Beschäftigung" abtun.

Beckstein, Ursula (2007): Kommunikationstraining in Seniorengruppen - Eine Handlungsanleitung für die Altenhilfe. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft. Kartoniert, EUR 16,90.

Diese Rezension erschien zuerst in Ergotherapie & Rehabilitation 2/2008, Schulz-Kirchner Verlag.