A-Maier-240-cIn unserer Rubrik "Leute" lernt ihr ab sofort engagierte Menschen kennen. Andreas Maier, hier im Forum als Pegasus unterwegs, macht den Anfang. Er ist Betreuungskraft für Menschen mit Demenz, Betreiber des Forums für Betreuungskräfte, Bauchredner und demnächst Humortherapeut. Wie es dazu kam, erfahrt ihr im Interview.

 

Wie kamst Du dazu, das Forum für Betreuungskräfte zu gründen?

Ganz einfach: Weil es im August 2009 keine Möglichkeiten für den neuen Berufszweig "Zusätzliche Betreuungskraft für demenzkranke Menschen" gab, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen. Das Forum von EbeDe.net hatte ich schnell entdeckt. Da Ergos jedoch therapeutisch arbeiten, musste da ein extra Forum her. Die Aufgaben von Betreuungskräften, die im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz festgesetzt wurden, waren auch mehr als dürftig. Alles was ich im Internet fand, transportierte ich ins neue Forum, ehe sich die ersten dort anmeldeten. Auf zig Seiten im Netz machte ich Werbung dafür. Der größte Ansturm kam anfangs jedoch direkt von EbeDe.net. Eine Herausforderung war der Forumsumzug nach 14 Monaten, da der Anbieter dicht machte. Viele Forumsmitglieder halfen mir, dass keine Ideen verloren gingen. Seit Januar 2011 ist das neue Forum nun auf über 1.800 Mitglieder gewachsen. Damit sind rund elf Prozent dieses Berufszweiges vertreten, was wohl bei keinem anderen Beruf der Fall ist und das Interesse der Betreuungskräfte an ihrer täglichen Arbeit bestätigt.

Du beschäftigst Dich mit Humor in der Altenpflege. Wie setzt Du Humor ein und wo hast Du das gelernt?

Humor bedeutet für mich, sich ganz auf die Senioren einzulassen, gemeinsam ein Lied zu singen, ein Gedicht aufzusagen, Trinksprüche, ein Tanz. Witze erzählen bringt nichts. Witz ist nicht gleich Humor. Witze werden von dementen Menschen meist nicht verstanden. Bereits in der Qualifikation zur 87b-Kraft hatten wir eine Clownin als Dozentin, die uns auch dieses Thema näher brachte. Während des Praktikums hatte ich dann noch ein Gespräch mit dem therapeutischen Clown Markus Proske, der zum Thema Humor in der Pflege referiert. Ich besuchte auch mehrere Vorträge von ihm und da konnte ich viel mitnehmen.

Über was hast Du Dich das letzte Mal bei der Arbeit so richtig geärgert?

Die Leitungsebene streicht in Senioreneinrichtungen oft Angebote für Bewohner, die nicht an den Gruppen teilnehmen können. Die Gruppenangebote nehmen Besucher wahr, Gruppenangebote repräsentieren die Einrichtung. Ob ein Bewohner im Bett nun betreut wird oder nicht, sieht ja kein Dritter. Das ärgert mich.

Wie verhält sich ein Kollege, mit dem Du gern zusammen arbeitest? Was für Erfahrungen hast Du mit Kollegen gemacht?

Je aufmerksamer ein Kollege, desto lieber arbeite ich mit ihm zusammen. Mit zwei solcher Kolleginnen lud ich erst kürzlich zum Tanznachmittag ein. Überraschend betrat ein Herr, der sehr viel Freude am Tanzen hat, aber Angebote meistens ablehnt, den Raum. Die eine Kollegin begann sogleich, mit ihm zu tanzen und die andere begann mit dem Begleiter des Herrn, der im Rollstuhl saß, ein Gespräch. Der Herr im Rollstuhl ist der dominantere der beiden und wollte den tanzenden Freund sogleich zurückrufen, was ihm diesmal nicht gelang. Den "Tänzer" in ein Angebot von uns einzubinden ist wie ein Sechser im Lotto.

Was hast Du als nächstes beruflich vor?

Momentan bin ich in der Ausbildung zum Humortherapeuten. In diese Richtung möchte ich mich auch weiter orientieren. Ein Hobby von mir ist das Bauchreden, das ich in meine Arbeit integrieren möchte. Im Mai halte ich einen Vortrag über Biografiearbeit, der sich von anderen Vorträgen dadurch unterscheidet, dass ich mit Hilfe der Bauchrednerpuppen die Zuhörer erleben lassen möchte, dass Biografiearbeit heißt, Menschen zu begegnen und nicht Fragebögen auszufüllen.

Die Nächsten, bitte!

Gefällt euch die Idee, hier Leute näher kennenzulernen? Möchtet ihr Interviewpartner vorschlagen oder habt ihr selbst eine interessante Geschichte zu erzählen? Dann schreibt uns einen Kommentar oder eine E-Mail an Johanna Radenbach!