Gudrun SchaadeIhr Buch "Ergotherapie bei Demenzerkrankungen" gilt seit seinem Erscheinen 1998 als Standardwerk. Im Juni hat Gudrun Schaade ein weiteres Buch veröffentlicht, dessen Titel ähnlich klingt: "Demenz. Therapeutische Behandlungsansätze für alle Stadien der Erkrankung". Im Video-Interview erzählt die Autorin, warum und für wen sie es geschrieben hat und was sie sich für eine erfolgreiche Zukunft der Ergotherapie wünscht.

Nicht nur für Ergotherapeuten

Mit ihrem neuen Buch möchte sich Gudrun Schaade in erster Linie erneut an Ergotherapeuten wenden. Zugleich spreche sie ganz bewusst auch andere Therapeuten an, die mit Demenzkranken arbeiten und die ebenso ihren Nutzen aus der Lektüre ziehen können. Im Vergleich zum früheren Buch hat die Autorin manche Themen weiter vertieft und mit anderen Beispielen illustriert. Das Buch soll daher als Fortführung dienen und dennoch eigenständigen Charakter haben. Zur Eigenständigkeit tragen eine Vorstellung gängiger Betreuungskonzepte ebenso bei wie Einführungen in die Funktionsweisen des Gehirns und der Wahrnehmung.

Den Körper und die Außenwelt spüren

Drei weitere Themen sind Gudrun Schaade besonders wichtig: Zum einen will sie die Sensorische Integration auch für die Behandlung Demenzerkrankter fruchtbar machen. Bislang kam sie vor allem in der Pädiatrie zum Einsatz. Sie verspricht sich von der Sensorischen Integration einen besseren Kontakt zu Klienten, da die Barriere der nachlassenden kognitiven Fähigkeiten umgangen wird. Zweiter Schwerpunkt sind die oft ohne Unterlass tätigen, nestelnden Hände demenzkranker Menschen. "Das ist eine Suche nach Körperinformationen", erklärt die Expertin. Doch verkrampfen sich die Hände meist in der Phase schwerster Demenz - mit der Folge, dass der Informationsfluss versiegt. Im Buch schildert sie Wege der Vorbeugung. Außerdem rückt sie das bislang stiefmütterlich behandelte Korsakow-Syndrom in der Vordergrund.

Die Zukunft der Ergotherapie

Auch wenn Alltagsbegleiter das Angebot in Senioreneinrichtungen sinnvoll ergänzen können, sieht Gudrun Schaade die Gefahr, dass sich Therapie und Betreuung in der Wahrnehmung etwa der Pflegedienstleiter vermischen: "Die sind viel billiger und deswegen brauchen wir keine Ergotherapeuten", könnte der Fehlschluss lauten. Nicht nur von der Betreuung müsse sich Therapie klar absetzen, sondern sich auch emanzipieren von der Pflege, von manchen teils therapiefernen Konzepten und vor allem vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). Der könne den Ergotherapeuten keinerlei inhaltliche Vorschriften machen. Gudrun Schaade hat dennoch das Gefühl, "dass bei vielen Kollegen das immer ganz stark im Vordergrund steht und sie nicht ihre eigenen therapeutischen Wege gehen."

Im Video-Interview spricht Gudrun Schaade außerdem darüber, welche Schwerpunkte und Botschaften sie in ihren Seminaren vermitteln möchte und wie sie sich an anderen Wirkungsstätten für die Ergotherapie und demenzkranke Menschen einsetzt. Unsere Rezension des Buchs finden Sie hier.