Logo QWIGLogo QWIGOb Menschen mit Alzheimer langfristig von nicht-medikamentöser Therapie profitieren, bleibt nach dem jüngsten Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) fraglich. Wissenschaftler werteten in den vergangenen Monaten 33 Studien über 3.800 Alzheimererkrankte aus. Die Berichtsqualität von 29 Studien stuften sie als "mangelhaft" ein: Geringe Forschungsmittel und eine unterentwickelte Studienmethodik verhindern zuverlässige Aussagen zum Nutzen der Therapie.

Studienergebnisse

Die untersuchten Studien decken vier wesentliche Behandlungsansätze ab: Angehörigentraining, emotionsorientierte Verfahren, kognitive Verfahren und aktivierungsorientierte Verfahren. Durch die Bank wies das Angehörigentraining verhältnismäßig gute Ergebnisse auf. So könne ein Angehörigentraining die Unterbringung Alzheimererkrankter in einem Pflegeheim deutlich hinauszögern. Patienten, deren Angehörige an einem Training teilgenommen hatten, seien allerdings auch häufiger ins Krankenhaus eingewiesen worden. Auch von kognitiven Verfahren können Patienten möglicherweise profitieren: Hier fand das Institut Hinweise, dass sich die Merkfähigkeit bei Patienten im frühen Alzheimerstadium leicht verbessert. "Es gibt nichtmedikamentöse Verfahren, die zumindest Potenzial zu haben scheinen, aber es gibt keine Studien, die das belegen könnten", fasst Institutsleiter Sawicki zusammen.

Deutsche Studien über nicht-medikamentöse Verfahren nötig

Das IQWIG hält die Erforschung von nicht-medikamentösen Verfahren bei Alzheimer für schwierig: Hier handele es sich um komplexe Interventionen, bei denen die Interaktion zwischen den Behandelnden und dem Patienten eine größere Rolle spielt als bei Arzneimitteln. Umso höher sind die Anforderungen an die Planung und Durchführung solcher Studien. Ein wichtiger Grund für den Rückstand ist, dass - anders als bei Arzneimitteln - keine Zulassungsstudien erforderlich sind. Sie jedoch hätten die Methodenentwicklung vorangetrieben. Außerdem sind die Finanzierungsmöglichkeiten für klinische Forschung bei nichtmedikamentösen Verfahren deutlich schlechter als im Arzneimittelsektor. "Was uns in Deutschland fehlt, ist eine öffentliche, von der Industrie unabhängige Forschungsfinanzierung", so Sawicki. "Wir müssen für diese Art der Forschung endlich öffentliche Geldquellen erschließen."

Auswirkungen für die Ergotherapie

Die schlechte Forschungslage besagt nicht, dass therapeutische Verfahren wirkungslos sind. Dennoch käme es dem Ansehen der Ergotherapie zugute, wenn die Forschung ihren Nutzen bei Alzheimererkrankten wissenschaftlich belegt. Deshalb ist die Ergotherapieausbildung auf Hochschulniveau wünschenswert. Sie versetzt Absolventen in die Lage, die notwendige Forschung durchzuführen. Ohne den Nachweis ihrer Wirksamkeit ist die Zukunft der Ergotherapie im Bereich Demenz nicht gesichert. Bleibt noch die Finanzierung zu klären.

(Quellen: IQWIG, Ärzteblatt, Deutscher-Apotheker-Verlag)