Logo der Universitaet Halle-WittenbergLogo der Universitaet Halle-WittenbergDas Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg führt gegenwärtig ein Forschungsprojekt zum Thema "Ergotherapie und ICF" durch. ICF steht für "International Classification of Functioning, Disability and Health". Diese Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt den funktionalen Gesundheitszustand sowie Behinderungen, soziale Beeinträchtigungen und gesundheitsrelevante Umweltfaktoren von Menschen. Helfen Sie mit und füllen Sie diesen Online-Fragebogen aus. Darin ermittelt das Forscherteam die aktuellen Einsatzgebiete von ICF. Die Beantwortung der Fragen dauert nicht länger als zehn Minuten.

Die Stärken des Patienten erkennen

Die ICF löste die erste von der WHO erstellte Klassifikation von Behinderungen ab, die ICIDH (International Classification of Impairment, Disability and Handicap). Sie basierte auf dem Krankheitsfolgenmodell, einem störungs- und defizitorientierten Ansatz. Die ICF verfolgt dagegen einen ressourcenorientierten Ansatz. Sie ermittelt nicht nur die Schwächen, sondern auch die Stärken des Patienten. Therapeuten und Ärzte können dadurch festhalten, welche Fähigkeiten der Patient trotz einer Erkrankung hat, welche Fähigkeiten er wieder entwickelt oder welche Defizite durch die Erkrankung langfristig fortbestehen.

ICF in der Ergotherapie bei Demenzkranken

Inzwischen hat die ICF bei der allgemeinen ergotherapeutischen Befunderhebung an Bedeutung gewonnen. So schreibt auch Gudrun Schaade über die ICF als Grundlage der ergotherapeutischen Befunderhebung. (1) Eine EbeDe.net-Umfrage ermittelte allerdings, dass weniger als die Hälfte der Ergotherapeuten eine Befunderhebung bei ihren Demenzpatienten durchführen. Oft greifen sie zur Diagnostik lediglich auf Tests zurück, zum Beispiel auf den Mini-Mental-Status-Test. Diese Tests sind für die ergotherapeutische Behandlung aber wenig aussagekräftig, da sie vorrangig kognitive Bereiche überprüfen und meistens schon vom Arzt zur Diagnosestellung vorgenommen wurden. Andere Defizite wie Wahrnehmungsstörungen bleiben dabei aber unentdeckt. Daher sollten Ergotherapeuten Teile der ICF als Grundlage der Befunderhebung nutzen. Dadurch können sie zuerst die Ressourcen des Patienten feststellen und dann die Therapieeinheiten darauf aufbauen.

1 Schaade, Gudrun (2008): Ergotherapie bei Demenzerkrankungen. 4. Auflage. Heidelberg: Springer, S. 24f.