Glueck-240px©LebensARTDer große Traum von der Selbstständigkeit, wer hatte den nicht auch schon mal? Jana und Ralf Glück haben ihn verwirklicht. Sie erzählen im Interview über den Aufbau Ihres Unternehmens "Älterwerden ist LebensART", wie sie ihre Arbeit als Seminarleiter und Produktentwickler von therapeutischem Material gestalten und was sie Ergotherapeuten raten, die sich gern selbstständig machen möchten.

Wer sind Sie? Was machen Sie?

Wir sind Jana Glück, Diplom-Sozialpädagogin (FH), Auditorin/QMB SocialCert und Ralf Glück, Arbeits- und berufspädagogischer Ausbilder, Lebens- und Sozialberater und Musiker. Wir gestalten seit 2002 das Unternehmen "Älterwerden ist LebensART", das sich mit dem Thema Lebensqualität für ältere Menschen und Menschen mit Demenz - vor allem im Bereich der stationären Altenhilfe - befasst. Dazu haben  wir ein eigenes Modell entwickelt und Interaktionsmaterial, zum Beispiel Sitztänze, Sitzsport mit Musik, Kurzaktivierungen und Filme für Menschen mit Demenz. Wir gestalten zudem Seminare und beraten stationäre Einrichtungen individuell in ihrer Qualitätsentwicklung.

Wie kamen Sie auf die Idee, sich mit "Älterwerden ist Lebensart" selbstständig zu machen und wie kamen Sie auf Ihre Angebote? Erzählen Sie mal vom Start der Gründung.

Wir sind mehr zufällig als bewusst in den Bereich Altenhilfe gekommen. Mein Mann übernahm im Jahr 2001 in einer stationären Einrichtung die Leitung der Sozialen Betreuung und arbeitete dort bis 2010. Die Begegnung und die Arbeit mit den älteren Menschen hat uns dann beide interessiert - ja, ich glaube mehr fasziniert. Mein Mann machte etliche Ausbildungen, die im Bereich der Altenhilfe wertvoll sind, zum Beispiel zum Gedächtnistrainer und Seelsorger im Altenheim. Ich arbeitete ab dem Jahr 2005 fünf Jahre für eine "Fachstelle für Einrichtungen der Pflege und Menschen mit Behinderung - Qualitätsentwicklung und Aufsicht" (FQA), was seit 2009 der Name für die Heimaufsicht in Bayern ist. Qualitätsmanagement und Anforderungen der Gesetze wurden plötzlich für mich verstehbar und lebendig. Mein Mann und ich gaben uns somit die Klinke in die Hand: Praxis, Theorie, gesetzliche Anforderungen, Qualität! Bereits 2001 begann mein Mann die "Glücks Bewegungsmusik" zu entwickeln. Durch eine Anfrage ein Seminar dazu zu gestalten, was uns sehr viel Freude machte sowie die stetige Nachfrage von Seminarteilnehmern nach weiteren Seminaren, entwickelte sich ein Glücks-Seminar nach dem anderen.

Sie geben viele Seminare. Mit welchen Problemen schlagen sich die Seminarteilnehmer besonders herum und in welchen Bereichen können die Teilnehmer noch dazulernen?

Das Anliegen, die Beziehungsqualität in der Begegnung und Interaktion mit den älteren Menschen und Menschen mit Demenz bewusster und intensiver zu gestalten, ist das Kernanliegen aller Teilnehmer. Jeder hat unterschiedliche strukturelle Bedingungen in seiner Einrichtung und so ist das Interesse groß zu lernen, welche Instrumente im Sinne eines Qualitätsmanagements Strukturen und Prozesse verbessern helfen, um zu einer möglichst großen Zufriedenheit, fachlich genannt "subjektives Wohlbefinden", bei den betreuten älteren Menschen und Menschen mit Demenz zu kommen. Der stärkste Klärungsbedarf besteht stets in der Frage "für was bin ich tatsächlich in der sozialen Betreuung zuständig? " und "wie spare ich Zeit in Bezug auf die gesetzlich geforderte Dokumentation?".

Viele Ergotherapeuten träumen davon, sich selbstständig zu machen. Zum Beispiel mit dem Entwickeln eigener Therapiematerialien oder dem Anbieten von Seminaren. Mal ehrlich: Was mögen Sie an Ihrer Arbeit besonders gern und worauf könnten Sie verzichten?

Beides, das Anbieten von Seminaren als auch das Entwickeln von therapeutischem Material, ist ein echtes Handwerk, das macht man nicht mal so nebenbei. Es braucht für ein hohes Niveau in einem Seminar eine fundierte Ausbildung als Trainer. Einen gelungenen Seminartag zu gestalten, ist nicht von einen Tag auf den anderen gelernt. Das braucht Methodik, Didaktik und Übung. "Herz" sowieso für die Sache, für die Menschen! Das Entwickeln von Materialien, was bei uns mehr zufällig begann, ist eine herausfordernde und intensive Arbeit, die erheblich (Frei-)Zeit, viel Sitzen im Büro, finanziellen Einsatz und hohe Frustrationstoleranz forderte. Es hat ungefähr zehn Jahre gedauert, bis wir unsere Hauptjobs beendeten und nun ausschließlich unsere Firma gestalten. Ich möchte das Wort "Langmut" noch hinzusetzen und beherzt betonen, dass Ideen super sind, doch deren Realisierung tägliches und professionelles Arbeiten fordert und tatsächlich es auch Glück braucht, zum richtigen Zeitpunkt, die richtige Idee, für den richtigen Markt zu haben.