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Erstmalig hat der Deutsche Verband der Ergotherapeuten e. V. (DVE) ein Kongressvideo veröffentlicht. Hier wird deutlich, dass neben Vorträgen der Austausch und die gemeinsame Reflexion eine wichtige Rolle spielen. Dazu bieten die Pausen und die jährliche Kongress-Party Gelegenheit. Die Rund 1.200 Ergotherapeuten, die zum Ergotherapiekongress mit dem Motto "aktiv sein, aktiv werden" angereist waren, fanden weitere Anregungen außerdem auf der begleitenden Fachausstellung.

Auf dem orangenen Teppich zur Fachmesse

et_kongress_2011_knetmatz_240pixDen regelmäßigen Besuchern fiel sofort auf, dass etwas anders ist. Wo war die angekündigte Fachausstellung, wo der Anmelde-Account? War die Messe sonst immer in die Kongressräumlichkeiten integriert, fand sie diesmal in einer gesonderten Halle statt. Beide Bereiche verband der orangene Teppich. Die neue Zeitstruktur erlaubte es allen Kongressteilnehmern, während der Pausen in Ruhe die Ausstellung zu besuchen. Inhaltlich bot sie leider keine Neuigkeiten für Ergotherapeuten, die mit demenziell erkrankten Menschen arbeiten. Trotz zahlreicher Vorträge aus dem Fachbebreich Geriatrie lag der Messeschwerpunkt auf der Präsentation von Hochschulen, Spielen und Praxisausstattung.

Evidenzbasierte Praxis bei Demenz

et_kongr_2011_george_240pixÄrzte und Kostenträger verlangen mittlerweile den Beleg über die Wirksamkeit der erbrachten ergotherapeutischen Leistung. Ein fester Bestandteil im System ist die Dokumentation der Behandlung und die dazugehörigen Therapieberichte. Die Relevanz der Wirksamkeitsstudien und Leitlinien im Rahmen der ergotherapeutischen Behandlung nimmt zu. Sie dienen den Ergotherapeuten als Argumentationsgrundlage gegenüber den verordnenden Ärzten und Kostenträgern. Besonders positiv ist der Vortrag von Sabine George[1] angekommen. Sie stellte zahlreiche Studien vor, die bei der Behandlung Demenzkranker relevant sind. Dazu gehörten die DEGAM Leitlinie, die eine Übersicht über die Therapieverfahren gibt, die DGN/DGPPN Leitlinie (S-3 Leitlinie Demenzen) und die Evidenzbasierte Ergotherapie im Pflegeheim. Da das enge Zeitraster kaum erlaubte, auf die Studienergebnisse im Detail zu blicken, verwies Sabine George auf die EBP-Datenbank (nur für DVE-Mitglieder) und auf die Veröffentlichung der Vorträge des Symposiums "Ergotherapie im Pflegeheim" vom 10. November 2010. Dort finden Interessierte auch den Vortrag "Evidenzbasierte Ergotherapie im Pflegeheim".

Korsakow

et_kongr_2011_schaade_180pixDieses Jahr berichtete Gudrun Schaade über das Korsakow-Syndrom. Das Korsakow-Syndrom ist einer Erkrankung, welche mit Störungen des Gedächtnisses einhergeht und dessen Ursache oft auf einen jahrelangen Alkoholmissbrauch zurückzuführen ist. Sie führte durch die Geschichte des Alkohols, stellte das Krankheitsbild vor und zeigte therapeutische Ansätze auf.

Dauerthema Alltagsbebleiter

Die Zusammenarbeit mit zusätzlichen Betreuungskräften fand als Thema immer wieder Eingang in Gespräche mit Kollegen und Vorträge. Auch die Diskussionsrunde des Forum Angestellte/Fachausschuss Geriatrie kam zu keinem eindeutigen Schluss. Die Berichte der Ergotherapeuten zeigten ein weites Erfahrungsspektrum von guter Zusammenarbeit und klarer Aufgabeneinteilung über unklare Arbeitsaufträge bis hin zum Ersetzen der Fachkraftstellen durch Hilfskräfte. Wie die Zusammenarbeit, die fachliche Qualifikation und die organisatorische Struktur in Kombination mit der konzeptionellen Umsetzung aussehen, hängt von jeder Einrichtung und ihren Mitarbeitern ab. Derzeit gibt es nur die gesetzlichen Mindestbestimmungen und MDK-Richtlinien, die das Pflegeheim verpflichten, soziale Betreuung zu leisten. Wer die Leistung erbringen soll, ist nicht näher spezifiziert. Eine spezielle Qualifikation oder Berufsausbildung ist nicht gefordert, jedoch empfohlen. Auf Antrag bei der Pflegeversicherung können Menschen mit deutlich eingeschränkter Alltagskompetenz zusätzliche Betreuungsleistungen erhalten. Hierfür muss der Mitarbeiter mindestens die Qualifizierungsmaßnahme zur zusätzlichen Betreuungskraft vorweisen. Für die konzeptionelle Umsetzung und die Aufgabenverteilung gibt es derzeit keine Vorgaben. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Pflegeeinrichtungen auf fachliche und menschliche Qualifikation achten und eine erfolgreiche Zusammenarbeit entsteht.

Ausblick 2012

Unter dem Motto "Autonomie und Teilhabe" findet der 57. Ergotherapiekongress vom 11. bis13. Mai 2012 in Kassel statt. Damit das Kongressprogramm auch im nächsten Jahr interessant und abwechselungsreich wird, sind die Veranstalter auf Ideen, Erfahrungen, Vorträge und Seminare angewiesen. Bis zum 3. Oktober 2011 nimmt der DVE Abstracts entgegen.



[1] Wichtige Wirksamkeitsstudien und Leitlinien für die Ergotherapie, Teil 1: Studien und Leitlinien aus Geriatrie und Neurologie