Silke Ehrlich, Gudrun Schaade und Anne Jakobs (von links nach rechts) am Stand des DVEAuf dem dreitägigen Kongress in Braunschweig, der am 9. Oktober endete, tauschten sich rund 800 Menschen bei zahlreichen Vorträgen und Workshops über praktische Erfahrungen, Forschungsergebnisse, neue Ideen und Konzepte, über Therapien und Wohnformen aus. Neue Erfolge nichtmedikamentöser Therapien lassen aufmerken und stärken der Ergotherapie den Rücken, die auf dem Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. gut vertreten war.

Mit Aktivierung die Lebensqualität verbessern

Zu nichtmedikamentösen Therapien gefielen zwei Vorträge ganz besonders: Prof. Dr. Elmar Gräßel stellte erste Ergebnisse einer klinischen Studie zur Wirksamkeit von MAKS aktiv vor. MAKS aktiv steht für motorisches, alltagspraktisches, kognitives und sprituelles Aktivierungstraining. Es konnte nachgewiesen werden, dass die multimodale Aktivierungstherapie zu einer Stabilisierung der kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten führt. Die Musiktherapeutin Dorothea Muthesius berichtete über das Modellprojekt Haus-Musik. Es zielt darauf, die positiven Effekte von Musik auch in der häuslichen Pflege zu nutzen. Die Ergebnisse zeigten einmal mehr das enorme Potenzial von Musik für Kontaktgestaltung, Handlungsfähigkeit, Stimmung und Persönlichkeitsentwicklung.

EbeDe.net-Redakteurin referiertAuch Nadja Nowotzins Vorträgen folgte das Publikum mit viel Aufmerksamkeit. Anhand eines Fallbeispiels und mit vielen Fotos erläuterte sie anschaulich, wie sich eine ergotherapeutische Behandlung inhaltlich gestalten lässt und welche Ziele damit erreicht werden. Besonders wichtig ist ihr dabei der Einsatz der Hände. Sie ermöglichen vor allem bei einer fortgeschrittenen Demenz das „Be-greifen“ der Umwelt. Ergotherapeuten, Betreuungskräfte und alle Interessierten erhielten wertvolle Tipps für die Aktivierung demenziell Erkrankter im Alltag.

Kontakte knüpfen in lockerer Atmosphäre

Zwischen den Vorträgen gab es ausreichend Zeit, die Posterausstellung sowie diverse Stände mit Büchern, DVDs und Informationsmaterial rund um das Thema Demenz zu besuchen. Neben dem Deutschen Verband der Ergotherapeuten war auch die Ergotherapeutin Gudrun Schaade am Stand des Hamburger Fachkreis Ergotherapie & Demenz anwesend. Der präsentierte erste Exemplare des Konzeptes der Ergotherapie zur Behandlung demenziell erkrankter Menschen. Das Konzept fasst den gegenwärtigen Erfahrungs- und Wissensstand der Fachkreismitglieder zusammen und bietet eine Diskussionsgrundlage zur Umsetzung und Wirksamkeit von Ergotherapie bei Demenz. Deutlich zeigte der rege Austausch an den Ständen, wie groß das Interesse an ergotherpeutischen Behandlungsmöglichkeiten ist.

Gemeinschaft leben

Kongressbesucher an einem Bücherstand

Das Kongressmotto „Gemeinschaft leben“ betont, dass Menschen, auch wenn sie an einer Demenz erkranken, Teil unserer Gesellschaft sind: Sie haben ein Recht auf Wertschätzung und auf die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft. Neben der medizinischen Behandlung und Pflege seien die Betroffenen vor allem auf das menschliche Miteinander angewiesen. Das Ziel sei eine demenzfreundliche Gesellschaft, in der jeder Einzelne mit seinen Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit und nicht über seine Defizite wahrgenommen wird. Der Kongress richtete sich somit an die von der Krankheit Betroffenen und ihre Angehörigen sowie an alle, die beruflich oder privat in der Beratung, Pflege, Therapie und Betreuung tätig sind.