SpielkartenMemory-Spiele eignen sich nur bedingt für ältere Menschen, wenn sie visuell, motorisch oder auch kognitiv eingeschränkt sind. Die kleinen Karten lassen sich schwer greifen, nur undeutlich erkennen und die Motive sprechen häufig jüngere Generationen an. Ein neues Spiel, das speziell für den Bereich der Geriatrie und den Einsatz bei Demenzkranken geeignet ist, bietet Humanismenan. Wir haben den Praxistest gemacht.

Spielausstattung

Im Karton befindet sich eine große hölzerne Thementafel, dessen Vorderseite ein großes Bild einer alten Küche zeigt. Auf der Rückseite steht eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Spielvarianten. Hinzu kommen neun Bildpaare, also 18 Spielkarten. Die Karten messen 11,5 mal 11,5 Zentimeter und bestehen aus 75 Millimeter dickem, hellem Holz. Die Ränder wurden in Handarbeit fein und ordentlich rund geschliffen. Dementsprechend sind die Karten relativ schwer, liegen gut in der Hand und lassen sich problemlos vom Tisch aufgreifen. Die beidseitig aufgeklebte farbige Folie macht sie hygienisch und abwaschbar. An den Rändern bleibt jeweils ein rund ein Zentimeter breiter Holzrand, der nicht von der Folie bedeckt ist. Auf der einen Seite der Karten finden sich die Bildpaare, die Gegenstände aus einer Küche um das Jahr 1930 abbilden. Die Motive sind groß und auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen deutlich zu erkennen. Auf der anderen Seite befinden sich Zahlen, so dass sich insgesamt drei Zahlenreihen legen lassen, die jeweils in rot, gelb oder weiß die Zahlen von eins bis sechs abbilden.

Die alte KücheDie klassische Variante

Alle Teile werden mit der Bildseite nach unten ausgelegt. Jeder Spieler deckt pro Runde zwei Teile auf und wartet, bis alle Mitspieler die Motive erkannt haben. Deckt ein Spieler zwei Teile mit den gleichen Motiven auf, so gehören sie ihm. Er darf nun noch zwei weitere Teile aufdecken. Sind sie nicht identisch, kommen sie wieder an ihren alten Platz zurück. Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Paare besitzt.

Keiner muss verlieren

Bei dieser Variante liegen erneut alle Teile mit der Bildseite nach unten auf dem Tisch. Die Spieler legen im Wechsel je eine Karte offen vor sich hin. Die Teile bleiben offen liegen. Findet ein Spieler ein Motiv, das schon aufgedeckt ist, kann er es zuordnen und darf noch ein weiteres Teil aufdecken. Wenn alle Paare zugeordnet sind, endet das Spiel. Diese Variante zeichnet sich dadurch aus, dass es keinen Verlierer gibt, sondern eine gemeinsam erreichte Bildordnung entsteht.

Gesprächsrunde mit Bildtafel

Die Bildtafel steht als sichtbare Themenvorgabe auf dem Tisch. Außerdem werden alle Teile mit der Bildseite nach oben ausgelegt. Jeder Spieler wählt sich ein Motiv aus, das zu seiner Biografie passt. Zu diesen Motiven erzählen die Teilnehmer aus ihren Erinnerungen. Eine Gesprächsleitung ist meist nützlich, aber mit Glück entwickelt sich auch eine Eigendynamik.

Zahlen-Trio

Dies ist eine Variante, um mit den Rückseiten der Karten zu spielen. Sinn des Spiels ist es, gemeinsam in der Spielrunde eine Zahlenreihe und somit ein bekanntes Ordnungsprinzip zu erstellen. Alle Karten werden mit der Bildseite nach oben ausgelegt. In der ersten Spielrunde deckt jeder Mitspieler eine Karte auf. Passt das Teil zum erste Zahlentrio (gekennzeichnet mit der Zahl 1 in rot, gelb oder weiß), wird es aus dem Spiel genommen und zur Seite gelegt. Der Spieler darf in diesem Fall ein weiteres Teil aufdecken. Ist das Einser-Trio komplett, versuchen die Spieler das Zweier-Trio zu finden und verfahren dann ebenso mit den anderen Zahlen bis zum Sechser-Trio. Wichtig ist es, die gefundenen Zahlentrios am Spielrand farblich und numerisch für jedermann sichtbar zu ordnen. Eine Variante wäre, Farbreihen von eins bis sechs zu finden. Zunächst in weiß, dann in gelb und zum Schluss in rot. Das Spiel-Ende ist erreicht, wenn alle Teile vom Spielfeld in die numerische Ordnung am Spielrand eingefügt sind.

10-Minuten-Aktivierung

Alle Karten liegen mit der Bildseite nach oben, die Schautafel ist gut sichtbar aufgestellt. Jeder Teilnehmer nimmt die für ihn aufgrund seiner Biografie reizvollste Karte, um etwas dazu zu erzählen. Durch das gemeinsame Thema ergeben sich somit auch gemeinsame Gesprächsthemen und Kommunikationsmöglichkeiten.

Erfahrung in der Praxis

 

Die Spielkarten von Humanismen eignen sich in allen Spielvarianten zum Einsatz bei der Arbeit mit demenzkranken Menschen. Je nach Stadium und verbliebenen kognitiven Fähigkeiten ist es leicht möglich, den Schweregrad des Spiels zu variieren. Menschen, die kognitiv kaum Einschränkungen unterliegen, können sich allerdings manchmal unterfordert fühlen, da sich mitunter die Anzahl der Bildpaare als zu gering erweist. Für kognitiv deutlich eingeschränkte Menschen bietet das Spiel aber mehrere gute Abstufungen.

Sowohl die Maße der Karten als auch die auswählten Motive bilden eine sehr gute Grundlage für die Arbeit mit geriatrischen Patienten. Insbesondere bei Frauen kommen die vielen Küchengegenstände gut an und wirken gesprächsanregend. Die Zahlenspiele sind bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt.

Einzig fraglich bleibt, ob die ungeschützten Ränder der Holzkarten auch nach längerem Praxiseinsatz hell bleiben oder aber mangels Folie Schmutz ansetzen werden.

Fazit

Die Bildkarten von Humanismen sind empfehlenswert für den Einsatz in der Geriatrie und für die Arbeit mit demenzkranken Menschen. Das Spiel lässt sich wunderbar in der ergotherapeutischen Biografie- und Erinnerungsarbeit einsetzen. Allein aufgrund seiner edlen Optik könnte es fast als ein Muss für jede Station gelten. Seinen Preis ist es auf jeden Fall wert.

Erhältlich bei Humanismen für 77,50 Euro.