Ein Becher voller KaffeebohnenEine Becher voll KaffebohnenGegen Demenz ist noch kein Kraut gewachsen. Allerdings tauchen in den letzten Wochen häufig Medienbeiträge über Vorbeugemaßnahmen auf. So bestätigen Wissenschaftler, dass Singles ein erhöhtes Alzheimerrisiko aufweisen. Gute Sprachkenntnisse hingegen schützen vor Alzheimer ebenso wie Kaffee und stressfreie Geselligkeit. Diese vielleicht trivial klingenden Erkenntnisse liefern dennoch wichtige Ansätze für weitere Forschungen mit möglicherweise durchschlagenden Ergebnissen.

Singles erkranken im Alter häufiger an Demenz

Das Risiko einer Demenzerkrankung hängt von sozialen Faktoren ab: Wer im mittleren Erwachsenenalter allein lebt, ist einer schwedischen Studie zufolge doppelt so stark gefährdet wie Menschen, die mit anderen zusammen wohnen. Wer während dieser Phase seinen Partner durch Scheidung oder Tod verliert, erkrankt sogar mit einem dreifach erhöhten Risiko an Demenz. Die Forscher des Stockholmer Karolinska-Instituts untersuchten rund 2.000 Männer und Frauen aus Finnland zuerst im Alter von 50 Jahren und nochmals rund 21 Jahre später. Die Studie zeige, wie wichtig soziale Kontakte für den Erhalt der Hirnfunktionen sind, schreiben sie im "British Medical Journal". Die soziale Unterstützung von Menschen nach dem Verlust ihres Partners sei eine vielversprechende Strategie zum Schutz vor Demenz.

Gute Sprachkenntnisse schützen vor Demenz

Jugendliche mit guten Sprachkenntnissen haben gute Chancen auf ein Superhirn im Alter, auch wenn das Gehirn erkrankt. Das berichten Pathologen der John Hopkins University in der Zeitschrift Neurology. Untersucht wurden 38 verstorbene Nonnen aus Notre-Dame. Ein Teil von ihnen litt in den letzten Lebensjahren an Alzheimer, andere wiesen bis zuletzt ein normales Erinnerungsvermögen auf, obwohl die Pathologen bei ihnen teilweise ebenfalls senile Plaques im Gehirn vorfanden.

Die Forscher analysierten alte Schriftstücke, die die Ordensfrauen als Jugendliche beim Eintritt in den Orden verfasst hatten. Die Hypothese der Forscher erwies sich als Volltreffer: Diejenigen, die schon in der Jugend bessere Sprachkenntnisse besaßen, litten am Lebensende nicht an Gedächtnisproblemen. Bei den Klosterschwestern, die mit oder ohne Alzheimeranzeichen ihre Gedächtnisleistung bis zuletzt aufrecht erhielten, waren die Gehirnzellen größer ausgebildet als bei Menschen mit oder ohne Gedächtnisproblemen, ohne jedoch Alzheimeranzeichen zu besitzen.

Kaffee gegen das Vergessen

Kaffeetrinken reduziert Eiweißablagerungen im Gehirn, die zu Demenz führen können. Forscher der Universität von South Florida beobachteten diesen Effekt bei Mäusen. Nun hoffen die Wissenschaftler dadurch auf neue Möglichkeiten der Alzheimertherapie. Bereits vor einigen Jahren entdeckten portugiesische Forscher, dass Koffein die Alzheimerkrankheit beeinflusst. Einen Hinweis auf den heilsamen Effekt lieferten die Beobachtungen des Kaffeekonsums von Alzheimerpatienten. Die Erkrankten konsumierten jahrelang weniger Koffein als die Vergleichsgruppe.

Um die Wirkungsweise zu belegen, forschten die Wissenschaftler in der neuen, kontrollierten Studie an genetisch veränderten Mäusen. Das Ergebnis: Fünf Tassen Kaffee reichen, um den Abbauprozessen im Gehirn entgegenzuwirken. Diese Menge Koffein wurde den alternden Mäusen mit Gedächtnislücken beigefügt. Die erkrankten Nager schnitten im Test genauso gut ab wie die Vergleichsgruppe ohne Alzheimer. Eine Steigerung der normalen Gedächtnisleistung bei Mäusen durch den Genuss von Koffein ist allerdings nicht nachweisbar. Autopsien der Versuchsmäuse ergaben, dass rund 50 Prozent der "Kaffeetrinker" weniger Eisweißablagerungen aufwiesen als die Vergleichsgruppe. Nachweisbar unterdrückt das Koffein die Entzündungsprozesse im Gehirn und damit die Entstehung von Beta-Amyloid. Das Koffein hemmt laut der Wissenschaftler zudem zwei Enzyme, die für den Aufbau von Beta-Amyloid nötig sind.

Die Persönlichkeit beeinflusst das Demenzrisiko

Ruhige und sozial aktive Menschen erkranken deutlich seltener an Demenz als unausgeglichene Personen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Karolinska Institutets. 500 gesunde ältere Menschen füllten Fragebögen über ihre Persönlichkeiten aus. Die ruhigen, entspannten Menschen verfügen über ein 50 Prozent geringeres Risiko, innerhalb der sechs Jahre der Laufzeit der Studie an einer Demenz zu erkranken. Britische Experten der Alzheimer's Society erachten es deshalb als wichtig, ein Leben lang sozial aktiv zu sein. Ihre Fragebögen haben unter anderem die Offenheit im Gespräch mit Menschen gemessen. Die Studie mit Teilnehmern über 78 Jahren ergibt, dass sozial aktive, aber ruhige Menschen im Vergleich zu sozial isolierten und leicht zu stressenden Personen ein um 50 Prozent verringertes Risiko haben.

Der Fragebogen hat ferner erhoben, wie oft eine Person regelmäßig an Freizeitaktivitäten teilnimmt und wie ausgeprägt die sozialen Kontakte sind. Während der Laufzeit der Studie sind 144 Teilnehmer an einer Demenz erkrankt. "Unsere Studienergebnisse legen nahe, dass eine ruhige und kontaktfreudige Persönlichkeit in Kombination mit einem sozial aktiven Leben das Risiko einer Erkrankung noch weiter senken können", so die leitende Wissenschaftlerin Hui-Xin Wang. Eine Theorie geht davon aus, dass Stress und Anspannung die Freisetzung von Chemikalien auslösen, die das Gewebe des Gehirns schädigen können.

(Quellen: Welt, Net-Tribune, Rhein-Zeitung; Deutscher-Apotheker-Verlag; Focus; Pressetext, Wissenschaft-aktuell, Krankenversicherer)